Faust Again „The Trial“ / VÖ 22.05.2009

 

 

 

Undankbare Welt. 10 Jahre im Geschäft und immer noch von Großteilen der Szene müde belächelt, nein viel schlimmer noch, „The Trial“, der neuste Ableger des polnischen Quintetts, wird mit eher undankbaren Stimmen von der Fachpresse wahrgenommen, nachdem der Vorgänger „Hope Against Hope“ nach einigen guten Kritiken nun endlich doch den Durchbruch hätte markieren können. Stattdessen: Stagnation. Nicht aber musikalisch. Progressiver sind sie geworden. Und ein Album, das sollte es werden – nicht ein Sammelsurium an Songs. Ja, „The Trial“ ist ein Indiz dafür, dass Metalcore anno 2009 noch neuinterpretiert werden kann; aber auch, dass die wahren Perlen oft weit im Abseits versteckt sind.

 

Doch wer könnte schon vermuten, dass sich hinter einem derartig grausigen Cover wie Namen soviel Substanz versteckt? Mehr Anlass zum Kritik gibt es jedoch nicht wirklich. Faust Again merkt man ihre Erfahrung an, sie wissen wie man Songs schreibt, wie man sie leerlauflos mit Highlights bestückt, wie man Atmosphäre erzeugt und dennoch Kraft rüberbringt. Ganz so roh und ungestüm wie früher klingen sie zwar nicht mehr, dafür überzeugen diese kleinen, besonderen Momente, diese progressiven, freien Songstrukturen, denen dennoch nicht im geringsten der rote Faden fehlt.

 

Wer Kritikpunkte sucht, wird sie natürlich finden: Vielleicht, dass man es etwas mit den Interludes übertrieben hat – wenngleich sie das Album schön von Song zu Song leiten und mich zumindest nicht im Geringsten stören, ja sogar Kontraste schaffen. Letztendlich ist „The Trial“ dennoch eine völlig runde Sache, von (organischer) Produktion bis zum (vertrackten, aber stets durchdachten) Songwriting. So eine Leistung darf eigentlich nicht unhonoriert bleiben. Vielleicht – oder hoffentlich - hat der Fünfer mit der nächsten Langrille aber mehr Glück.

 

Olivier Haas – www.sounds2move.de / 05.06.2009