Faun "Totem" / VÖ 02.03.2007

Sie haben "Zaubersprüche" beschworen, das "Licht" besungen und die "Renaissance" gefeiert, um nun mit "Totem" an jene Orte vorzustoßen, an dem die Grenzen der materiellen Welt verschwinden, sich Licht und Schatten treffen und die Spiritualität über die Logik herrscht.

Mit ihrem 4. Album, die 2004 veröffentlichte DVD "Lichtbilder" nicht mit eingerechnet, legen Faun ihr bisher düsteres Werk vor. So sind die auf "Totem" vorzufindenden Kompositionen durchzogen von einer tiefen Melancholie, die dank einer wohl akzentuierten musikalischen Umsetzung mit einer dazu passenden dichten Grundstimmung bedacht wird. Diese beschränkt sich jedoch nicht nur auf das bloße Trübsalblasen, sondern es gibt auch immer wieder helle Momente, in denen sich die vorhandene Schwermut in schwelgerische Schönheit verwandelt. Oder um es bildlich auszudrücken: Das Anhören von "Totem" ist wie das verweilen im Schatten eines großen alten Baumes, durch dessen Geäst immer wieder Sonnenstrahlen dringen und dabei sanft die Seele liebkosen. Und um dieses Gefühl zu vermitteln, um ein fast schon meditatives Erlebnis heraufzubeschwören, bedienen sich Faun sowohl mittelalterlichen wie auch modernen Stilmitteln. Immer um einen fließenden Übergang bemüht, vermischt die aus Gräfelfing bei München stammende Band sowohl Akustische- wie auch Elektronische Klänge zum einem homogenen Ganzen, wobei neben der Musik auch viel Gewicht auf die größtenteils selbst verfassten Texte gelegt wird. Jene brauchen sich auch zu keinem Zeitpunkt hinter der Musik zu verstecken, da das äußerst symbolträchtige und durch und durch poetische Textkonzept genauso faszinierend wie die wunderbar anzuhörenden Musik ausfällt. Interessant ist hierbei die Tatsache, dass das Album zum Schluss hin immer ruhiger und besinnlicher wird. So steht am Anfang bzw. als zweiter Track ein durchaus tanzbarer Ohrwurm namens "2 Falken", während das letzte und mit "Der Stille Grund" betitelte Stück gänzlich ohne Musik und nur mit dem Gesang von zwei Frauenstimmen auskommt. Dank dieses Kniffes, das Album immer ruhiger werden zu lassen, gelingt es Faun vorzüglich, dass sich der Hörer mehr und mehr entspannt und sich dadurch umso mehr der musikalischen Spiritualität von "Totem" öffnet. Darum sei auch angeraten, dass man sich "Totem" nicht nebenher sondern lieber konzentriert anhören sollte, da sich die Magie dieses Album nur so vollends entfalten kann.

Faun haben mit "Totem" ein Album für die besinnlichen Momente des Lebens geschaffen, an dem sowohl die alten wie auch die neuen Fans ihre Freude haben werden. Ich für meinen Teil werde mich wohl noch eine ganze Weile von Songs wie dem schon erwähnten Ohrwurm "2 Falken", dem wunderbar lyrischen "Sieben", dem traurig schönen "November" oder dem mit arabischen Klängen angereicherten "Gaia" verzaubern lassen. Und euch, ihr werten sounds2move Leser, rate ich an, es mir gleichzutun.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 16.02.2007