Falconer - Among Beggars And Thieves / VÖ 22.08.2008

 

 

 

"Among Beggars And Thieves" ist bereits das sechste Album von Falconer, welche einst in Person von Stefan Weinerhall aus der Asche von Mithotyn hervorgingen, wobei es bis auf folkloristische Aspekte wenig Ähnlichkeit zwischen beiden Bands gab. Mir persönlich waren die bisherigen Falconer-Alben immer zu seicht, zu hausbacken, das "Gathered-Around-The-Oaken-Table"-Element fehlte. Überhaupt, hier darf ich mal anmerken, dass diese Alben der "Mitte“, und dazu zähle ich alle bisherigen Falconer-CDs immer sehr schwer zu rezensieren sind.

 

"Field Of Sorrow“ eröffnet beinahe nach Art von Kamelot, allerdings mit mehr Speed. Wir haben flotte Strophengesänge nicht zu powermetallischer Art, einen Chor der weiten, etwas kitschigen, aber guten Sorte, ein nettes Solo, hoffentlich bleibt das so. Schade, dass Falconer nicht bisweilen düsterer agieren, da waren Mithotyn einfallsreicher, bauten diese typische Mittelalter- Atmosphäre auf und nutzten variablere musikalische Facetten. Falconer dagegen verbleiben immer auf der gleichen Wellenlänge. In "Man Of The Hour“ flitzen die Gitarren zu folkloristischen Klängen; immer hat man den Eindruck, einen schnell gespielten Lagerfeuersong zu hören. Die Blind Guardian-Attitude ist bestimmt nicht zufällig. Wie dem auch sei, der treffliche Refrain macht "Man Of The Hour“ zu einem der besten Songs des Albums. "A Beggar Hero“ begibt sich mit spinettartigen Tönen und sehr hohem (und etwas kitschigem) weiblichen Gesang in die Gemächer des Burgfräuleins, welches eigentlich keinen männlichen Besuch erlaubt, vor allem nicht am Abend. "Vargaskall“ erinnert trotz der schwedischen Landessprache an die Spanier Heroes Del Silencio, und wie! Etwas weniger Harmlosigkeit wünsche ich mir schon. Oder etwas mehr Experimentierfreudigkeit. Denn letztlich gibt es kaum wirkliche Höhepunkte, obwohl, ich muss es gestehen, das Ganze auch wieder nicht schlecht gemacht ist, auf gleichmäßig nettem Niveau sozusagen. "Carnival Of Disgust“ enthält wieder die Tonlagen, welche mich an Spaziergänge im herbstlichen Moor in Norddeutschlands Gefilden erinnern. Die kurzen, sehr geglückten Soli sind effektiv platziert. Was könnte diese Band für Lieder kreieren, wenn da mehr songschreiberische Finesse am Werk wäre! "Mountain Man“ gefällt mir auch gut, vor allem die folkloristische Strophenphase. Jetzt knallt uns doch mal ordentlich Viking vor den Latz, oder Growls, oder Wikinger-Attacken! Nichts dergleichen, wir haben Frieden im Dorf, die Kinder spielen, die Männer jagen, bearbeiten Felle, Holz oder schmieden Stahl. Die Frauen verbleiben in ihrem Wirkungsbereich. Alles grünt, die Geburtstage, Hochzeiten oder Feiertage werden ausgiebig gefeiert. So können schon mal dreißig Jahre vergehen, auch einhundert, wenn keine Invasoren kommen, die Pest auftaucht oder ein wirrer christlicher Missionar, der Donar-Eichen fällt. Für "Viddernas Man“ gilt übrigens das Gleiche wie für "Mountain Man“, ebenso für die restlichen Tracks.

 

Wie gesagt, etwas mehr Kanten im Leben schaden nichts. Mir als chronischem Power Metal-Hasser sagt das Album dennoch zu. Vielleicht liegt es daran, dass mein Leben auch zu wenige Ecken aufweist? Wer weiß. Mit Stendahl-Nordström als Produzenten könnte diese Kombo noch weit mehr reißen, das wage ich mal zu behaupten. Ganz gutes Album, dem ich meine Verbeugung nicht versage, obwohl diese Richtung an und für sich not my cup of tea ist. 

 

ME – www.sounds2move.de / 01.09.2008