Evergrey „Monday Morning Apocalypse“ / VÖ 24.03.2006

“Aber hallo!“ kann man da nur sagen. Die Schweden Evergrey beehren uns mit ihrem neuen Longplayer „Monday Morning Apocalypse“, der den hochklassigen vorherigen Veröffentlichungen „The Inner Circle“ und der Live CD/DVD „A Night to Remember“ in nichts nachsteht. Und auch wenn die Herren Englund und Co. auf dem Cover die Verbrecher mimen: Evergrey sollte man mit einer solchen Veröffentlichung im Rücken nicht wegsperren, sondern das spielfreudige Quintett schnellstmöglich auf die Bühnen zurück zerren.

Genau dort werden die neuen Songs mit ziemlicher Sicherheit noch besser funktionieren als aus der Konserve. Dies liegt primär daran, dass Evergrey auf „Monday Morning Apocalypse“ noch punktgenauer rocken. Die Band hat nicht nur die Laufzeit ihrer Songs gekürzt (Nur „Still in the Water“ knackt die 5 Minuten Marke), sondern auch ihren gesamten Sound ausgedünnt und z.B. weitestgehend auf die bombastischen Chöre der Vorgängeralben verzichtet. In gewohnter Manier treibt das Schlagzeug von Jonas Ekdahl die Songs mächtig an und hilft – unterstützt von einer erstklassigen Produktion – dem gesamten Album eine beachtliche Durchschlagskraft zu verschaffen. Ausnahmesänger Tom S. Englund zeigt auch auf diesem Langeisen was in ihm steckt, auch wenn er sich öfters mal merklich zurücknimmt und seine markanten Facetten zumeist für die prägnanten Refrains aufspart. Einzig die Ballade „Closure“ kommt trotz gehobener Qualität nicht an „Waking up Blind“ und „Faith Restored“ vom Vorgänger heran.

Doch warum gibt sich die Band optisch als Schwerverbrecher? Der einzigste plausible Grund könnte sein, dass man angesichts der beängstigenden Sicherheit mit der die Göteborger seit Jahren ohne Ausnahme großes Metal-Kino auf CD und DVD gebannt haben der Meinung sein könnte, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Man traut sich fast nicht mehr zu fragen wie Evergrey das noch toppen wollen, denn man kann schon jetzt mit ungläubigem Blick und ziemlicher Sicherheit sagen: Da ist immer noch Luft nach oben.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 19.03.2006