Evergrey "Hymns for the Broken" / VÖ 26.09.2014

 

 

Wenn man ehrlich ist, dann ist der Titel der neuen Evergrey-Single "King of Errors" autobiografischer als den Schweden lieb ist. Erst wechselten sie nach vielen Jahren bei InsideOut 2008 zu SPV und planten unter anderem eine ganze Reihe an Re-Releases ihrer klassischen Alben, immerhin hatte sich die neue Schmiede die dazugehörigen Rechte gleich mit gesichert. Ein gutes halbes Jahr nach "Torn" dann die Hiobsbotschaft: SPV ist insolvent, aus den ambitionierten Neuauflagen wird nichts und auch sonst sind die Mittel erst einmal knapp. 2011 erschien "Glorious Collision" und erhielt trotz guter Kritiken (mal wieder) nicht die Aufmerksamkeit, die ein Evergrey-Album eigentlich verdient hätte. Jetzt also der nächste Anlauf mit "Hymns for the Broken", diesmal bei AFM Records.

 

Und die Vorzeichen sind mal wieder ganz ähnlich, zumindest was die künstlerische Seite betrifft: Tom S. Englund und seine Truppe, zu der inzwischen auch wieder Gitarrist Henrik Danhage und Schlagzeuger Jonas Ekdahl gehören, die eigentlich 2010 ausgestiegen waren, haben sich eingeigelt und melden sich mit einer Scheibe zurück, die man mit durchschlagskräftig und eindringlich ziemlich gut beschreiben kann. Da sind die großen Melodien ("Black Untertow"), die erhabene Bandbreite ("Wake a Change", " Barricades ") und natürlich die Ausnahmestimme von Vordenker Tom Englund, die die gewohnte Symbiose bilden und "Hymns for the Broken" zum vielleicht besten Evergrey-Album seit einigen Jahren machen. Besonders stark macht die Göteborger seit jeher, dass sie zwar eine Prog Band sind, sie aber in erster Linie mit dem Herzen denken und so gefühlvollen Tiefgang präsentieren, anstatt sich nur Gedanken über möglichst komplexe Akkordfolgen und verkopfte Rhythmen zu machen. Wer auf der Suche nach anspruchsvollem Metal ist, der dennoch zu jeder Zeit greifbar ist und stets den Song in den Mittelpunkt stellt, kommt an Stücken wie dem eindringlichen Gänsehautbrecher und Titelsong "Hymns for the Broken" oder dem fetten "The Fire" (inklusive Kinderchor) nicht vorbei. Damit dem geneigten Proggie nicht langweilig wird, gibt es als großes Finale die beiden Epen "The grand Collapse" (großes Drama!) und "The Aftermath" (große Harmonien!), die zusammen auf über 15 Minuten kommen. Viel besser und emotionaler kann man Prog und komplett klischeefreien Power Metal nicht unter einen Hut kriegen. Famos!

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de