Europe „Last Look At Eden“ / VÖ 18.09.2009

 

 

 

Wer den Namen Europe liest, denkt natürlich sofort an “The Final Countdown”, den Überhit aus dem gleichnamigen Album, welcher seit 1986 unermüdlich immer und überall gespielt wird und die Band somit auch weit außerhalb der Rockergemeinde bekannt gemacht hat. Der Erfolg Europes nahm dann während der beiden folgenden Alben stetig ab, die Konzerte fanden in immer kleineren Rahmen statt und deshalb löste sich die Band 1994 auf. Relativ überraschend veröffentlichten Europe im Jahr 2004 das Comebackalbum „Start From The Dark“, welches sehr stark mit dem altbekannten Stil brach und an dessen Sound John Norum maßgeblichen Anteil hatte, der Gitarrist, der Europe zu Zeiten des größten kommerziellen Erfolges den Rücken kehrte. Auch wenn die Band längst nicht mehr so beliebt ist wie früher, ein Schicksal, das viele Hard Rock Bands aus den Achtzigern teilen, hat sie sich wieder als feste Größe etabliert.

 

Mit dem dritten Album der „neuen“ Phase gehen Europe den Weg weiter, den man zuletzt eingeschlagen hatte. Die Musik ist düsterer, wuchtiger und härter als früher, außerdem lassen sich einige amerikanische Einflüsse nicht von der Hand weisen, die den Herren durchaus stehen! Allein der Opener und Titeltrack „Last Look At Eden“, auch die erste Singleauskopplung, beinhaltet alles, was die Musik der Truppe aktuell ausmacht, ohne allerdings komplett alte Großtaten auszublenden. Dicke Riffs, hymnisches Keyboard, großartige Gesangslinien, ein schönes Gitarrensolo, all das weiß in seiner Gesamtheit durchaus zu gefallen und könnte man so schon als kleinen Hit bezeichnen. Im weiteren Verlauf bietet das Album einiges an Abwechslung, fixe Uptemponummern mit Eiern („The Beast“), wechseln sich mit kraftvollen Midtemposongs („Run with The Angels“) ab, zwischendurch gibt es ein bisschen (halb)balladeske Theatralik („New Love In Town“; „No Stone Unturned“), oft schimmern Ähnlichkeiten zu Skid Row oder sogar auch Filter durch, sicherlich nicht die schlechtesten Referenzen.

 

Was „Last Look At Eden“ aber von der Masse abhebt ist der erstklassige Gesang von Joey Tempest, der es nach wie vor versteht, den Stücken mit viel Gefühl seinen Stempel aufzudrücken und vor allem großartige Refrains aus dem Ärmel zu schütteln. Ferner sticht John Norums Gitarrenarbeit hervor. Markante Riffs, spannende Soli, schöne unverzerrte Passagen, der Mann beherrscht die komplette Bandbreite. Somit verbleibe ich abschließend mit der Empfehlung, „Last Look At Eden“ zu kaufen. Hardrocktechnisch gab es dieses Jahr wohl kaum ein besseres, weil nie langweiliges, dafür aber mit Höhepunkten gespicktes und abwechslungsreiches Album.

 

Nils Obergöker – www.sounds2move.de / 06.10.2009