Eternal Tears of Sorrow "Before the Bleeding Sun" - Plattenkritik / VÖ 23.06.2006

Im Jahre 2003, nach zehnjährigem Bandbestehen, einer äußerst erfolgreichen Europatournee im Vorprogramm von Nightwish und vier veröffentlichten Alben, gaben die finnischen Melodic Death Metaler Eternal Tears of Sorrow ihren offiziellen Abschied aus der Szene bekannt. Doch da man bekanntlich niemals nie sagen sollte, hat es sich die Band 2005 kurzerhand anders überlegt und sich wieder zusammengerauft, um mit gemeinsamen Kräften an neuem Material zu Arbeiten. Und das Ergebnis dieser Wiedervereinigung liegt nun vor, hört auf den klangvollen Namen "Before the Bleeding Sun".

Eternal Tears of Sorrow waren noch nie eine schlechte oder gar mittelmäßige Band, vielmehr gehört ihr Drittwerk "Chaotic Beauty" in jede gute Metal Sammlung. Dennoch war der Band der große Durchbruch nie vergönnt, stand die Formation immer im Schatten der übermächtigen Konkurrenz aus eigenem Lande. Doch das könnte sich nun mit "Before the Bleeding Sun" ändern, da die Finnen mit diesem Werk gar ihr eigenes Magnus Opus, das schon erwähnte "Chaotic Beauty", übertrumpfen. Denn Eternal Tears of Sorrow schmeißen nicht einfach ein halbgares Reunion-Album auf den Markt, auf dem sie ihre althergebrachten Stärken wieder aufkochen. Sondern die Band hat sich einer hörbaren Weiterentwicklung unterzogen, ihren Sound mit neuen und feinen Nuancen angereichert, ohne dabei jedoch gänzlich den alten Tugend abzuschwören. So werden die Songs immer noch von den betörenden Keyboardmelodien, dem harschen Gesang von Bassist Altti Veteläinen und dem überzeugenden Gitarrenspiel beherrscht, die auch schon in den vergangenen Tagen ein Markenzeichen dieser Band waren, aber 2006 überzeugender und auch ausgewogener wirken. Zusätzlich wird das gesamte Album von einer dramatischen und auch epischen Atmosphäre durchzogen, die man von Eternal Tears of Sorrow so gar nicht gewohnt ist, aber der Band sehr gut zu Gesicht steht. Hierfür hat die Band aber auch ein paar versierte Gastsänger ins Studio gelockt, wobei Jarmo Kylmänen und Miriam Renvåg (Ram-Zet) für den klaren männlichen bzw. weiblichen Gesang zuständig sind, während im Backgroundgesang die Heeren Marco Hietala (Nightwish & Tarot) und Tony Kakko (Sonata Arctica) ihren Dienst verrichten. Zusätzlich offenbart sich auch eine gesteigerte Songwriting-Fähigkeit, die deutlich reifer und überlegter ausfällt, als es noch auf dem letzten Album "A Virgin and a Whore" der Fall war. Vor allem bei Stücken wie dem mitreißenden"Red Dawn Rising", dem ebenso genialen wie auch dramatischen Doppelpack "Sakura No Rei" und "Sinister Rain" und dem Symphonischen Albumfinale "Angelheart, Ravenheart (Act I: Before the Bleeding Sun)", kommen diese verfeinerten Fähigkeiten besonders gut zur Geltung. Und diese Tracks sind es auch, die alle anderen Songs auf diesem Album überragen, da sie eben jenes neue und erweiterte Spektrum von Eternal Tears of Sorrow präsentieren, dass so in der Vergangenheit noch nicht vorhanden war. Was nun aber nicht heißen soll, dass die eher traditionellen Melodic Death Songs wie "Sweet Lilith of My Dreams", "Upon the Moors" oder "Tar Still Flows" schlecht wären, denn das sind sie ganz sicher nicht. Vielmehr haben Eternal Tears of Sorrow im gesamten ein rundum gelungenes Album erschaffen, das ganz und gar ohne Durchhänger daherkommt.

Aus meiner Sicht liefern Eternal Tears of Sorrow mit "Before the Bleeding Sun" ihr bisher bestes Werk ab, das es locker mit dem extrem starken "Chaotic Beauty" Album aufnehmen kann. Denn die Finnen erzeugen tatsächlich einige Gänsehautmomente, auf die so manche andere Band neidisch wäre. Zwar wird die Platte dem einen oder anderen zu sanft bzw. zu melodiös sein, was aber wiederum für viele andere ein Kaufgrund sein könnte. Und somit bleibt nur zu hoffen, dass der zweite Frühling von Eternal Tears of Sorrow eine weile anhält und das noch so manch starkes Album a la "Before the Bleeding Sun" folgen wird.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 20.05.2006