Eschenbach „Eschenbach“ / VÖ 18.12.2009

 

 

 

Auf 3R, dem Label von Der W alias Stephan Weidner (der „Eschenbach“ auch selbst produziert hat), präsentieren Eschenbach ihr selbstbetiteltes Debüt. Da mit Philip Eschenbach nur noch ein Originalmitglied der Vorgängerband Ultima Ratio Regis am Start ist, sollte sich auch die Frage nach dem Bandnamen von selbst erklären.

 

Musikalisch erwartet uns hier deutschsprachiger Rock, der von Zeit zu Zeit in Richtung Metal schielt und druckvoll produziert ist. Doch Mentor Stephan Weidner hat hier nicht nur auf dem Regiestuhl Platz genommen, sondern auch aktiv an der Songgestaltung teilgenommen. So singt der Ex-Onkel nicht nur unter anderem bei „Schwarze Löcher“, sondern hat auch auf „Halt aus“, einem der Highlights dieser Scheibe, massiven Einfluss genommen. Vor allem textlich trägt dieser coole Rocker, der auch Fans seines Solodebüts oder der späten BO gefallen wird, überdeutlich die Handschrift des Frankfurters. Ziemlich gut ist auch das ruhige, lyrisch gelungene „Frag dich selbst“, abermals von einer Gaststimme mit Charakter vorgetragen, in diesem Fall von Yen-Hwei Anetzberger (Skew Siskin). Übrigens ließ auch deren Bandkollegin Nino C. Alice im Studio ihr raues Organ erklingen („Bist du Deutschland?“), wobei ich persönlich erstgenannte Nummer klar vorziehe – Geschmackssache. Und weiter geht die imaginäre Gästeliste mit Ben Tewaag, der einst selbst Frontmann von Eschenbach war und auf „Russisch Roulette“ mit seinem (Sprech-)Gesang verewigt wurde. Thematisch wie auch von der gesanglichen Umsetzung her wäre das hier allerdings ohne Zweifel auf einem undergroundigen Hip Hop Longplayer besser aufgehoben gewesen und hätte dort auch mehr Lorbeeren geerntet – irgendwie deplatziert. Oder doch beabsichtigt? Denn für den Mainstream ist dieses Album sicherlich nicht gemacht, da man für ein wirklich breites Publikum zu kantig und wenig kompromissbereit klingt. Dafür können sich Eschenbach zweifelsfrei mit Street Credibility schmücken, die man weder kaufen, noch künstlich erzeugen kann. Oder um es mit der Ex-Band von Meister W zu sagen: So was hat man oder hat man nicht. Ach so, natürlich haben Eschenbach auch einen eigenen Sänger, nämlich Riitchy Schwarz, der seine Sache sogar ziemlich gut macht, wenn er zum Zug kommt. Das nächste Album können die Burschen dann aber gern mit einer zusätzlichen Portion Punk und / oder Rock N Roll ausstatten, denn insgesamt ist mir „Eschenbach“ für dieses Genre an zu vielen Stellen zu heavy, zäh und schleppend. Ein bisschen mehr Schmiss und dieser Band kann richtig was werden.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 14.12.2009