Entombed A.D. “Dead Dawn“/ VÖ 26.02.2016

 

 

„Eine Kopie kann niemals so gut sein wie das Original“ ist ein Leitspruch, den ich gerne mal ins Feld führe (der geschätzte Kollege Markus kann ein Lied davon singen, da ich damit häufiger mal eine seiner Lieblingsbands disse). Doch auch in meiner Wahrnehmung gibt es Ausnahmen von dieser Regel. So hatte ich im vergangenen Jahr mit dem neuen Entrails Album „Obliteration“ deutlich mehr Spaß als mit dem letzten Entombed Werk „Back to the Front“ (2014). Entombed A.D. um genau zu sein, denn so nennen sich die Jungs um Frontröhre L-G Petrov seit dem Ausstieg des neben Petrov einzig verbliebenen Gründungsmitglieds Alex Hellid, um namensrechtlichen Problemen aus dem Weg zu gehen. Nun liegt anderthalb Jahre später mit „Dead Dawn“ bereits der nächste Streich von Entombed 2.0 in den Regalen. Dieser für die Band relativ kurze Zeitraum erklärt sich allerdings auch dadurch, dass „Back to the Front“ aufgrund der personellen Querelen bereits ein Jahr auf Halde lag bevor es veröffentlicht wurde. Kann nun „Dead Dawn“ Nachahmungstäter wie Entrails wieder in die Schranken weisen? Nur bedingt muss das Fazit wohl lauten. Aber das liegt auch zum großen Teil an meinem subjektiven Standpunkt, der 100-Prozent-Stockholm-Retro-Sound dem vorzieht, was Entombed heute so spielen. Das ist zwar auch zu einem nicht unerheblichen Teil wieder an die Glanzzeiten der Anfangstage angelehnt, andererseits kann man die Musiker aber auch verstehen, dass sie nicht knappe 30 Jahre lang auf der Stelle treten wollen. So gibt es auf der neuen Scheibe auch schleppende Groovemonster wie „As the World fell“, Reminiszenzen an die rockigen Tage („Down to Mars“, „The Winner has lost") und sogar einen Ausflug in Doom-Gefilde („Hubris Fall“) zu hören. Doch mir gefallen die Stockholmer am besten, wenn es schnell nach vorne geht wie im Opener „Midas in Reverse“, im fast wie früher sägenden „Black Survival“ oder im abwechslungsreichen „Silent Assassin“. Richtig heftige Gewaltausbrüche sind auf „Dead Dawn“ allerdings nicht zu vernehmen. Dafür einige gelungene Gitarrenläufe und Soli, die bewährte, solide Rhythmussektion, ein paar nette Melodien und natürlich das unverwechselbar röhrende Organ von L-G Petrov. Entombed Fans (vor allem denen, der letzten zehn Jahre) und Anhängern groovigen Death Metals kann man die vorliegenden gut 40 Minuten gemäßigten Schwedentods durchaus empfehlen. 

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de