Entombed A.D. "Back to the Front" / VÖ 01.08.2014

 

 

Ein wenig unübersichtlich ist die Sache auf den ersten Blick schon, aber es gibt durchaus Gründe dafür, dass "Back to the Front" nicht unter dem Banner von Entombed erscheint, sondern ein "A.D." angehängt ist. Nachdem dieses Album im vergangenen Jahr erst angekündigt wurde, Gitarrist Alex Hellid die Band dann aber wenige Monate vor VÖ verließ, entschiedenen sich LG Petrov (Vocals), Olle Dahlstedt (Drums), Nico Elgstrand (Gitarre) und Victor Brandt (Bass) dazu allein weiterzumachen, verschoben die Platte allerdings erst einmal. Das Problem: Der Bandname Entombed gehört rein rechtlich zu gleichen Teilen vier Musikern, von denen zwei schon länger nicht mehr in der Band aktiv sind und die beiden verbliebenen "Besitzer" waren Sänger Petrov und - Überraschung - besagter Aussteiger Alex Hellid. Eine klassische Pattsituation also, die aus "Entombed LG" nun also Entombed A.D. macht.

 

So weit, so unbedeutend für die Musik. Die wiederum ist nun folglich schon ein Jahr alt, wenn man es genau nimmt, wobei solche Angaben natürlich relativ sind, wenn man die grundsätzlich old-schoolige Ausrichtung der Schweden betrachtet. Trotzdem wird man nicht gerade glücklich damit sein in dieser "Queensryche-Situation" zu stecken (die übrigens Labelmates von Entombed A.D. sind) und sich erst nach diversen Namensstreitigkeiten mit diesem Album zurückmelden zu können. Zumindest aber trifft der Albumtitel den Nagel jetzt noch ein bisschen mehr auf den Kopf. Zurück an die Front will man also, dorthin wo eine einflussreiche Band wie Entombed auch hin gehört. Was Frontmann LG Petrov betrifft, so gehört der Schwede nach wie vor zum Besten, was das Genre zu bieten hat und das zeigt er auch auf den elf neuen Songs. Der Mann ist nach wie vor gut in Form, spuckt Gift und Galle wie ein junger Gott und ist so maßgeblich dafür mitverantwortlich, dass Entombed auch in der A.D.-Version weit vorne mit dabei sind im Death Metal. Freunde der alten skandinavischen Schule werden auch am Songwriting gefallen finden, das mal rau, spröde und puristisch ausfällt ("Bedlam Attack"), an anderer Stelle wiederum Härte auch mal durch Langsamkeit definiert ("Eternal Woe") und den schleppenden Koloss gibt. Hin und wieder wirken Entombed A.D. aber auch ein bisschen aus der Zeit gefallen, was den Fans einerseits recht ist, bei neutralen Beobachtern aber den Eindruck erwecken kann es würde der Band bisweilen an der nötigen Frische fehlen. Diesen Leuten kann man irgendwie auch nicht böse sein, denn so verheißungsvoll der Auftakt mit "Kill to live" (stimmungsvoll, relativ melodisch) auch ist: Die ultimative Death-Platte des Jahres werden 2014 wohl andere abliefern. "Back to the Front" grüßt trotz bisweilen sehr ordentlicher Gitarrenarbeit ("Second to none") und thrashigem Einschlag dann wohl eher aus der zweiten Reihe. Entombed A.D. sollten es verschmerzen können und werden in erster Linie froh sein, die Platte endlich in die Läden gebracht zu haben. Eine Band mit diesem Status muss aber ohnehin niemandem mehr etwas beweisen.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de