Enter Shikari „Common Dreads“ / VÖ 12.06.2009

 

 

 

Um sich den Sound von Enter Shikaris neuem Dreher rein zu tun, muss man entweder kerngesund oder völlig durch sein. Ein dazwischen scheint es bei dieser Band nicht zu geben, die man entweder liebt oder vom ersten Moment an zu hassen beginnt.

 

Wer jedoch eine Mixtur aus Post-Hardcore, Pop, Hardcore und massiven Electronika anrührt - die sich vor allem für ungeschulte Ohren genau so wirr und unhomogen anhört wie es sich auf dem Papier liest -, muss sich darüber natürlich nicht wundern. Dass hippeliges Keyboard-Geklimper, verbunden mit vereinzelten Gangshouts, aber auch gesprochenen Passagen in astreinem Oxford-English spätestens dann, wenn auch noch krachige Drums und aggressive Screams dazu kommen bisweilen in Stress statt Hörgenuss ausarten ist ein Umstand, dessen sich das verantwortliche Quartett bewusst sein muss, wenn es dem Hörer seine Ergüsse vorsetzt oder sagen wir lieber zumutet. Das rein instrumentale bzw. am Computer entstandene „Havoc A“ assoziiert ein Techno-Unwissender wie ich sofort mit Veranstaltungen wie der Mayday, garantiert aber nicht mit einer Rockband. Noch abgedrehter geht es bei „Zzzonked“ zu, das als Atari-Hardcore-Bastard beginnt und ab der Mitte nur noch akustischer Durchfall ist. Noisecore, Acid-Punk? Was zum Teufel soll das sein? Oder noch viel wichtiger: Wer soll das kaufen und sich am Ende sogar noch regelmäßig zu Hause anhören ohne über kurz oder lang in ein neues Heim mit schön gepolsterten Wänden umzuziehen? „No Sleep Tonight“ wirkt da zumindest strukturierter und könnte eine astreine (und sogar gutklassige!) Brit-Pop Nummer sein, wenn nicht auch über dieser Kompos(t)ition dieser penetrante Lärmpegel liegen würde.

 

Ist „Common Dreads“ jetzt absolute Obergrütze oder avantgardistische Kunst? Fox Mulder würde sagen „Die Wahrheit liegt irgendwo da draußen“. Enter Shikari schaffen, egal was man nun von ihnen hält, ungeachtet dessen genau das, was unzählige andere Bands verzweifelt versuchen: Nämlich einen eigenen, individuellen Stil zu entwickeln. Ob und wer den letztlich braucht, steht auf einem anderen Blatt.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 16.06.2009