Ensiferum „10th Anniversary Live“ DVD / VÖ 07.07.2006

 

 

Verkehrte Welt bei den Finnen Ensiferum. Der mittlerweile nicht mehr ganz so neue Frontmann Petri Lindroos hat seinen Kuhmuster-Cowboyhut im Schrank gelassen. Zur Feier des Tages – Ensiferum feiern das 10-jährige Jubiläum – zeigt sich der drahtige, blonde Finne oben ohne. Nicht die einzige Überraschung an diesem Abend.

 

Am Silvesterabend 2005, der auf „10th Anniversary Live“ festgehalten wurde, hatten Ensiferum ihre Genre-Kollegen und Landsleute Finntroll im Gepäck, die den Anheizer mimten. Außerdem kommt selbigen die Ehre zu Teil, das einzige Bonusmaterial der DVD abzuliefern: Ihr Geburtstagsständchen an den Hauptact wurde für die Nachwelt in Bild und Ton festgehalten. Doch die Trolle, damals noch mit dem wuchtigen Frontman Taipo Wilska, sollten nicht die einzigen Gäste an diesem Abend sein. Auch die finnische Sängerin Kaisa Saari stattete der Band einen Besuch ab und veredelt mit ihrem Gesang das „Finnish Medley“, mit dem sie schon auf der letzten „Dragonheads“ EP zu hören war, sowie das von Akustikgitarren getragene „Tears“. Um auch ihren Wurzeln zu huldigen, hatten Ensiferum an diesem Abend „Into Hiding“ vom Amorphis-Klassiker „Tales from the thousand lakes“ im Programm, zu dem sie Ville Tuomi für den klaren Gesang auf die Bühne holten, der schon das Original eingesungen hatte. Das gut gelaunte Publikum, das auf der DVD anständig eingefangen wurde, kann sich zudem u.a. an Schaum-Schnee (zu „White Storm“), einem ganz kurz eingeschobenem Eläkeläiset-Drumming im abschließenden „Battle Song“ und einem Seifenblasen-Outro (ebenfalls zum „Battle Song“) erfreuen. Mit den Kameras flirtet im Verlauf des Sets übrigens nur Keyboarderin Meiju Enho, der Rest konzentriert sich auf das Anheizen der Stimmung und den Ensiferum-typischen Party-Folk-Metal.

 

In Sachen Stimmung und Einsatz von Seiten des Publikums wäre wohl noch ein bisschen Luft nach oben gewesen. Man denke nur an das Körpergulasch beim letztjährigen Wacken Open Air. Fairerweise muss man aber auch auf die finnische Zurückhaltung hinweisen. Trotzdem macht diese DVD auch ohne Zusatzschnickschnack Spaß, denn die gebotenen 100 Minuten Ensiferum zeigen die Band von ihrer besten Seite. Auch ohne High-End-Equipment und verspielte Überblendungen kann man heutzutage auskommen. Und das sogar gut.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 11.07.2006