V.A. „Endless Pain – 12. Hamburger Tattoo Convention“ / VÖ 24.06.2011


 

 

Die seit fast 20 Jahren stattfindende Hamburger Tattoo Convention hat sich ihr undergroundiges Flair stets erhalten. Davon zeugt allein die Tatsache, dass man sich lieber in der schwummrigen, kultigen Markthalle tummelt, anstatt in eine große, sterile Messehalle zu wechseln. Und auch sonst steht der „Von der Szene, für die Szene“-Aspekt klar im Vordergrund, was auch die DVD „Endless Pain – 12. Hamburger Tattoo Convention“ dokumentiert.

So umweht diese DVD ein grundsympathischer, ambitionierter DIY-Charme, der auf liebevolle Art und Weise die 12. Auflage der Veranstaltung in Bild und Ton festhält. Dass hier nicht immer alles perfekt ist, beispielsweise wenn der Interviewer sein Mikrofon zu früh oder zu spät an seinen Gesprächspartner weitergibt, ist zwar ärgerlich, aber absolut zu verschmerzen. Dafür bekommt man im Gegenzug das eine oder andere Original zu sehen und zu hören. Etwa den begabten Moderator Stumpen (Knorkator), der mit seiner ihm eigenen Art für einige Schmunzler sorgt und auch mal die Besucher(innen) auf den Arm nimmt. Etwa das 19-jährige Mädel, das sich gerade einen Totenschädel aus dem Katalog (!) ausgesucht hat. Eine ungleich größere Legende ist die Hamburger Tattoo-Lichtgestalt Herbert Hoffmann, der im vergangenen Jahr leider im Alter von 81 Jahren von uns gegangen ist. Auf dieser DVD erlebt man ihn noch einmal als grundehrlichen, bodenständigen Typen, der absolut mit sich im Reinen ist und dem man nur zu gern zuhört wenn er seine Ansichten und Anekdoten zum Besten gibt. Interessant auch die Ösi-Fraktion unter den befragten Tätowierern: Diese lassen nicht nur mit ihrem Wiener Schmäh aufhorchen, sondern halten auch mit ihrer schonungslos offenen Meinung nicht hinter dem Berg (Frei nach Bernie Luther:„Mir doch egal wie meine Tattoos aussehen wenn ich alt bin. Was ist schon schön an einem alten Körper, wenn alles hängt? Da verleihen die Tattoos doch wenigstens noch ein bisschen Würde“). Zwischendurch wird der Zuschauer immer wieder zum Staunen und Lachen gebracht, etwa wenn der Kamera ein „Tüv geprüft“-Schriftzug auf dem Steiß entgegen gestreckt wird – Arschgeweih mal anders. Obendrauf gibt es den passenden Soundtrack, der sich aus Live-Mitschnitten (u.a. Poolstar, Die Chinesischen Glückskekse) und Untermalung durch reguläre Aufnahmen (Kongo Skulls – unbedingt anchecken!) zusammensetzt und jeden Rocker zufrieden stellt.

Überhaupt sieht man viel Rock ´n´ Roll auf dieser empfehlenswerten DVD, schon allein aufgrund der unzähligen Bandshirts an den Leibern der Convention-Besucher. Aber dass harte Musik und Körperkunst wunderbar zusammenpassen, weiß der geneigte Interessent natürlich längst, und spätestens seit dem 2009 erschienenen Buch „Under the Skin of Rock ´n´ Roll“ ist dies auch wunderbar dokumentiert. Ein Nachfolger zu dem Schmöker soll übrigens noch 2011 erscheinen, zufälligerweise ebenfalls mit einem ausführlichen Herbert Hoffmann-Interview und wieder einer Vielzahl an Musiker-Interviews. Bis es so weit ist, hält einen diese DVD wunderbar bei Laune.

 

Markus Ruttenwww.sounds2move.de