Empires Of Eden „Reborn In Fire“ / VÖ 16.07.2010

 

 

 

Diese Platte kommt mit ordentlich Vorschusslorbeeren daher, denn der australische Wundergitarrist Stu Marshall (Dungeon, Paindivision) hat eine ganze Reihe illustrer Gastsänger für dieses Stück Power Metal engagiert. Also eine einfache Formel, ein genialer Gitarrist plus starke Sänger = guter Power Metal. So war das wohl gedacht, nur leider hat man da zwei Komponenten vergessen, die beim ersten Song „Of Light And Shadows“ auch der beeindruckend hoch singende, aber hin und wieder etwas knödelnde Mike Vescara nicht übertünchen kann.

 

Zunächst muss ich erstmal den Bass etwas höher drehen als gewohnt, denn der Produktion fehlt leider einiges an Druck. Hallo, wir sind im Jahre 2010! Was ein satter Sound in diesem Bereich so ausmachen kann, haben dieses Jahr zum Beispiel Astral Doors, Dream Evil oder kürzlich Nevermore gezeigt. Zweitens: Es klingt ja alles ganz nett, Herr Marshall kann richtig was, klingt stellenweise, wenn es besonders in die Höhe geht, wie eine Mischung aus Herman Li und Axel Rudi Pell und vor dem Vergleich muss man sich bestimmt nicht schämen. Aber wo ist der Refrain? Derartig geradliniger Power Metal ohne Refrain, der beim ersten Mal zündet, ist leider nur die Hälfte wert. So ist es schade, dass mit dem Opener schon einiges an Potential auf der Strecke bleibt. Für „Enter The Storm“ darf dann Louie Gorgievski den ersten seiner drei Auftritte hinlegen und mal abgesehen von den Keyboards bleibt alles beim Alten: technisch guter Sänger und erstklassige Gitarre, unspannendes Songwriting und schnarchiger Sound. Sean Peck reißt mit „Total Devastation“ dann etwas das Ruder nach oben, bringt allein mit seiner Stimme die vermisste Power, aber so landet auch dieser Song nur leicht über dem Durchschnitt. Zak Stevens darf dann bei „Prognatus Ut Obscorum“ angeblich wider „im klassischen Sava-Style“ singen. Wie Savatage klingt dieses Lied nicht, auch wenn der Hauptriff prima ist und die Soli wie üblich klasse sind. Zak singt auch gut wie immer, aber der Funke will und will nicht überspringen. So langsam, nach dem vierten Song, vergeht dann doch die Hoffnung, dass es richtig gut wird. Vom ruhigeren Titelsong über das von Steve Grimmett erstklassig gesungene „Beyond Daybreak“, die (zugegebenermaßen kompositorisch ordentlichen) beiden weiteren Gorgoevski-Songs und dem abschließenden „Rising“, welches von Carlos Zema gesungen wird und ganz klar den besten Refrain dieser Platte hat, aber auch durch den Sound Minuspunkte einfährt, ist das alles mehr oder weniger mittelmäßig.

 

Herr Marshall sollte sich eher auf das Gitarrespielen konzentrieren, was er wirklich hervorragend kann, punktuell vielleicht noch aufs Komponieren, was im Falle von „Rising“ hervorragend, in zwei, drei anderen Songs zumindest ganz gut geklappt hat, aber auf gar keinen Fall aufs Produzieren. Schade, aus dieser Platte hätte soviel mehr werden können.

 

Nils Obergöker – www.sounds2move.de  / 05.08.2010