Emigrate „Emigrate“ / VÖ 31.08.2007

 

 

Inzwischen sollte es sicher herum gesprochen haben. Hinter Emigrate steckt der Rammstein-Saitenkünstler Richard Z. Kruspe, der die längere Pause seiner Hauptband genutzt hat, um sich auch mal Abseits des Rahmens der Hauptstädter austoben zu können. Dabei bewegt sich der Protagonist auch mal näher, primär aber recht weit entfernt von seinem bekannten Klangbild.

 

Vor allem der Opener „Emigrate“ schickt den gespannten Zuhörer erst einmal auf die falsche Fährte, denn hier sind die Querverweise zu Rammstein sehr präsent (vor allem die Gitarrenarbeit) und man hofft bzw. fürchtet (je nach Blickwinkel), dass sich dies nicht ändern wird. Doch das tut es im Verlauf dieses Solodebüt häufig, was „Emigrate“ ein sehr breites Spektrum und eine angenehme Unvorhersehbarkeit beschert. So kann der dunkelhaarige Gitarrist nicht nur eine mehr als solide Gesangsleistung darbieten, sondern auch mit einigen unerwarteten Einflüssen aufwarten. So haftet zum Beispiel „In my Tears“ und „Babe“ ein gewisser Porcupine Tree Nachgeschmack an. Doch auch Einsprengsel aus Alternative, Pop und (Überraschung) Industrial verfeinern das Klangbild dieses Projektes. Zusammenfassend trifft es der Begriff Electro Rock sicher ziemlich gut, wobei man Emigrate nicht auf diese grobe Kategorisierung festnageln sollte. Vielmehr ist dieses Album als eine Platte zu sehen, die auch für Rammstein-Puristen definitiv einiges zu bieten hat, etwa die Aussicht auf ein musikalisch offenes Stück Musik, das (glücklicherweise) weit weg von Kruspes Tagesgeschäft angelegt ist. Natürlich sind Rammstein eine großartige Formation und deren mitunter komplexes Niveau erreicht „Emigrate“ fast nie. Aber das soll es auch nicht, denn Emigrate ist schlicht Emigrate und nicht anderes. Dass Richard Z. Kruspe ein talentierter Songschreiber ist, hat man auch ohne Emigrate gewusst. Mit selbigen hat der Mann nun aber ein zweites Eisen im Feuer. Hoffentlich handelt es sich dabei nicht um einen einmaligen Ausflug.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 20.08.2007