Elis „Catharsis“ / VÖ 27.11.2009

 

 

 

Sicherlich kann man nachvollziehen, dass Elis nach dem tragischen Tod ihrer Sängerin Sabine Dünser erstmal Zeit brauchten, um den Kopf frei zu bekommen, weshalb man sich über 3 Jahre Wartezeit seit „Griefshire“ nun wirklich nicht beschweren kann. Der Albumtitel „Catharsis“, sprich die Reinigung des Geistes, erscheint mir aber dennoch als etwas zu abgegriffen, selbst wenn die Grundaussage sicherlich die Richtige ist.

 

Geht man etwas mehr in die Tiefe und beleuchtet das Essenzielle, nämlich die Musik, so stellt man fest, dass zumindest in dieser Hinsicht nicht zu sehr auf ausgetrampelten Pfaden gewandelt wird. Vielmehr zeigen sich Elis bemüht, ihrer Musik neue Nuancen und Elemente beizufügen. Als Beispiel sei das Duett „Warrior’s Tale“ genannt, für welches die Liechtensteiner Michelle Darkness (End of Green, Bury Me Deep) gewinnen konnten. Dass selbiger in diesem Stück nicht ganz so überzeugt wie man es von ihm gewohnt ist, liegt dabei meiner Einschätzung nach primär daran, dass der Elis-Sound für den Schwaben einfach nicht rockig genug ist, sondern eine eher epische, symphonische Richtung einschlägt, in der sich der Gothic Rocker nicht zu 100% sicher zu fühlen scheint. Garantiert hätte Michelle  auf „I Come Undone“, einer Coverversion von Jennifer Rush die ebenfalls auf „Catharsis“ zu finden ist, eine weitaus bessere Figur gemacht. Dafür fällt diese erste richtige Coverversion in der Geschichte von Elis für die Band selbst merklich aus dem Rahmen, was man allein schon am ungewohnt hardrockigen Eröffnungsriff festmachen kann. All diese Neuerungen sind im Grunde lobenswert, wenn auch noch nicht uneingeschränkt perfektioniert. Deshalb machen Elis auf „Catharsis“ für mich auch genau dann die beste Figur, wenn sie sich nicht zu weit von ihrem Kerngeschäft entfernen wie etwa im Rahmen des schicken Gothic Metal-Ohrwurms „Firefly“. Zudem muss dem „Griefshire“-Nachfolger attestiert werden, dass er anfangs nicht so recht aus dem Quark kommt, denn erst nach ein paar Nummern nimmt dieses Album langsam Fahrt auf und setzt die ersten Ausrufezeichen. Über das Handwerk und die Produktion muss man keine Reden schwingen, hier ist bleibt man dem eigenen Anspruch treu. Dennoch macht dieser Longplayer auf mich den Eindruck eines Zwischenschrittes: Denn „Dark Clouds in a perfect Sky“ war ein tolles Album mit vielen Elis-Trademarks, die auf dem Nachfolger „Griefshire“ perfektioniert wurden und sich in diversen Hits nieder schlugen. Hinter besagtem Langeisen bleibt „Catharsis“ in meinen Augen klar zurück und auch Sandra Schleret, weiß Gott keine schlechte Sängerin, fehlt einfach das gewisse Etwas, das ihre Vorgängerin in Form ihres unverwechselbaren Dialekts besaß. Da bleibt für mich nur der Schluss, dass das 5. Album des Quintetts um die Ur-Mitglieder Tom Saxer und Pete Streit mit diesem Album vor allem den Grundstein für die Zukunft legt, anstatt auf ein neues Referenzwerk zu spekulieren. Das entfacht im Moment vielleicht keine überschwänglichen Begeisterungsstürme, ist für die Zukunft von Elis aber absolut essenziell.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 10.12.2009