Elend "A World in Their Screams" / VÖ 23.04.2007

Die Franzosen von Elend sind nicht gerade bekannt dafür, dass ihre Musik leicht zu konsumieren wäre. Verweigert sich die 1993 in Paris gegründete Formation doch jeglicher Massenkompatibilität, um sich lieber auf die konsequente und teilweise auch verstörende Umsetzung ihrer künstlerischen Vision zu konzentrieren. Und so ist auch das in diesen Tagen erscheinende siebte Studioalbum "A World in Their Screams" alles andere als leicht zugänglich.

Müsste man die Musik auf "A World in Their Screams" kurz und bündig umschreiben, dann würde wohl zwangsläufig der Vergleich mit einem Soundtrack zu einem fiktiven Horrorfilm gezogen werden. Dies daher, weil man auf diesem Album keine Songs, sondern vielmehr breit angelegte Instrumentalstücke bzw. Soundkollagen zu hören bekommt. Elend arbeiten hierbei vorwiegend mit klassischen und orchestralen Klängen, die hier und da wiederum um dezente elektronische Versatzstücke erweitert werden. Zusätzlich rezitiert eine bedrohlich klingende männliche Stimme immer wieder französische Textpassagen, die auch bei jenen die der Sprache nicht mächtig sind durchaus abstrakte und beunruhigende Assoziationen herrufen können. Alles in allem erschaffen Elend auf "A World in Their Screams" eine sehr dichte und auch eindrückliche Grundstimmung, die jedoch nicht über die mangelnde Abwechslung hinwegzutäuschen vermag. Denn die elf Tracks ähneln sich oft zu sehr, was zwar auf der einen Seite für eine konstant gleich bleibende und auf ihre Art auch fesselnde Atmosphäre sorgt, aber auf der anderen Seite jedoch auch jeglichen Überraschungseffekt außen vor lässt. So wird man z.B. vergebens nach dramatisch geschickt platzierten Höhepunkten suchen und auch keine sich einprägenden Songmerkmale ausmachen, da Elend durchwegs auf solche Steigerung innerhalb ihrer Musik verzichten. Aber genau das, genau dieser von mir angeprangerten Makel, verleiht dem Album wiederum einen gewissen Reiz, der sich zwar sicherlich nicht jedem Hörer erschließen wird, aber der definitiv vorhanden ist. Weil durch den Verzicht auf aufwühlende Momente und hervorstechende Merkmale, wird man als Hörer von der Musik förmlich eingelullt und dadurch lässt man sich noch so gerne entspannt zurückfallen, um den einzelnen Kompositionen zu lauschen. Und ist dies erst geschehen, hat man sich erstmals der Musik auf "A World in Their Screams" ergeben, dann offenbart sich einem ein dunkles und konsequent umgesetztes Klangkaleidoskop.

"A World in Their Screams" ist ein sehr spezielles Album, das wohl nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Für das ist die Musik zu unkonventionell, die Albumatmosphäre zu schwermütig und der oberflächliche Unterhaltungswert zu minimal. Vielmehr eignet sich die Musik auf "A World in Their Screams" eher für die jenen Augenblicke im Leben, in denen man in einem dunklen Raum hockt, dort über das Leben und den Tod sinniert und dabei das Verlangen verspürt, sich den Soundtrack zur seelischen Apokalypse anzuhören.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 10.04.2007