Eisregen – “Knochenkult“ / VÖ 26.09.2008

 

 

Kaum zu glauben, aber es sind nun schon zehn Jahre vergangen, seitdem die Band Eisregen in mein Leben getreten ist. Mit der Kombination aus simplem aber originellem Extrem-Metal und einem deutschsprachigen äußerst kranken Textkonzept gelang es den Thüringern, mich zu begeistern. Und ihr der Zensur zum Opfer gefallenes Zweitwerk gehört immer noch zum engeren Kreis meiner Allzeit-Lieblingsalben. Doch sind nun wie gesagt zehn Jahre ins Land gezogen. Eisregen haben Ende September ihr mittlerweile siebtes Album „Knochenkult“ auf den Markt geworfen, und ich frage mich, wo die Magie dieser Band geblieben ist. Die zehn Songs (auf dem Digipack ist noch der alte Demo-Song „Blut ist Leben“ vertreten) plätschern doch mehr oder weniger an einem vorüber.

 

Sicher: es ist solide gemachte, sauber produzierte Musik. Der Opener „Stahlschwarzschwanger“ kann einige Akzente mit stimmigen Keyboardarrangements setzen. Das abwechslungsreiche, im zweiten Teil fast schon episch zu nennende „Erscheine“ ist ein weiterer Anspieltipp. Insgesamt gibt es wieder deutlich mehr Black- und Death-Metal-Elemente zu hören und Meister Roths Klargesang wurde auf ein erträgliches Maß reduziert. Der gestiegenen Härte ist allerdings im Vergleich zum Vorgänger „Blutbahnen“ die Individualität der Songs ein wenig zum Opfer gefallen. Das größte Problem, das ich mit „Knochenkult“ habe (und eigentlich auch mit den beiden vorangegangenen Alben), ist jedoch, dass mich das Textkonzept mittlerweile nur noch langweilt. Geschichten über junge Liebhaber älterer Damen, die es auf Leben und Erbe der Seniorinnen abgesehen haben („Schwarzer Gigolo“) oder von Filmteams, die ganz besonders realistische Splattereffekte einsetzen, sind ebenso vorhersehbar wie unoriginell. Möglicherweise gelingt es, damit einige übereifrige Moralapostel noch auf die Palme zu bringen, mir ringen sie nur noch ein Gähnen ab. Nun kann man natürlich einwenden, dass man bei den meisten Bands die CDs nicht in erster Linie aufgrund der Texte kauft. Und so gesehen kann man mit „Knochenkult“ nicht viel falsch machen, wenn man auf diese Art von Musik steht. Doch die Zeiten, in denen ich Eisregen als innovative und aufregende Band bezeichnet habe, sind lange vorbei.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 19.10.2008