Eisheilig "Auf dem Weg in deine Welt" / VÖ 28.09.2007
Es ist ein leidiges und oft auch hitzig diskutiertes Thema, ob sich eine Band musikalische weiterentwickeln darf. Darf sich eine
Band von dem Sound entfernen, für den die Fans sie lieb gewonnen haben? Und wenn ja, wie drastisch darf dies geschehen? Sollte
solch eine musikalische Evolution eher zurückhaltend oder wie es Eisheilig nun getan haben, in einer gar radikalen Art und
Weise durchgeführt werden?
Boah, so was nenn ich eine 180 Grad Kehrtwendung! War das letzte Eisheilig Album, "Elysium"
noch eher der Neuen Deutschen Härte zuzuschreiben, so bewegt sich die Band mit ihrem aktuellen Werk "Auf dem Weg in deine Welt" in
schwelgerischen Goth-Gefilden. Und während auf "Elysium" noch metaphorische und düstere Songtexte an der Tagesordnung waren, so regieren nun
lyrische Ergüsse, die um einiges direkter und positiver ausfallen. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass "Auf dem Weg in deine Welt"
es dem alteingesessenen Eisheilig-Fan in keiner Weise leicht macht. Alle lieb gewonnen Merkmale sind sozusagen über Bord
geworfen worden, was auch der Grund dafür sein wird, dass sich wohl so manchen Fan von der Band abwenden wird. Jedoch sollte man,
bevor man Eisheilig aus seiner Favoritenliste streicht, zwei Dinge berücksichtigen. Erstens:
Es braucht extrem viel Mut sich auf
eine solch radikale Art einer musikalischen Evolution zu unterziehen, wie es Eisheilig "Auf dem Weg in deine Welt" tun. Denn die
Band hätte im Grunde auch nur auf Nummer sicher gehen können und sich fern jeglicher Kreativität immer und immer wieder selbst
wiederholen können, wie es so viele andere Bands bekanntermaßen tun. Und zweitens:
Man sollte "Auf dem Weg in deine Welt" tunlichst
nicht nach dem ersten Hördurchgang aburteilen, sondern dem Album ein wenig Zeit und Geduld widmen. Tut man dies nämlich, dann wird
man schnell erkennen, dass dieses Album eine ganz eigene Aura besitzt, die einen mit zunehmenden Hördurchgängen mehr
und mehr in ihren Bann zieht. Dies vor allem darum, da Eisheilig ihren musikalischen Wandel mit gar gekonnter und sicherer Hand
zelebrieren, ihren fast schon sphärischen Goth-Rock mit einer wohltuenden und vor allem auch dazu passenden 70er Jahre Affinität anreichern.
So kommt beim Opener "Wir Leben" z.B. die wohlbekannte Hammond-Orgel zum Einsatz, während das treibende "Steh Auf" einen nicht zu
überhörenden Stoner-Rock Einschlag an den Tag legt. Passend zu der musikalischen Neuorientierung hat sich auch der Gesang von Dennis Mikus
verändert, da er nun, ich zitiere die Promo-Info, weniger "Deutsch" singt. Anstatt also weiterhin auf die rollenden R`s
zu setzen, intoniert Mikus die aktuellen Kompositionen viel lieber mit einer warmen und sanften Sangesstimme, was die vorherrschende
luftige Grundatmosphäre zusätzlich unterstützt. Jene wird übrigens durch den letzten Song "Geh durchs Feuer" torpediert, da sich
Eisheilig mit diesem Song ein stückweit ihre Vergangenheit besinnen und fast wie zu "Elysium" Zeiten klingen. Doch sieht man mal von dieser
kleinen "abbitte" ab, handelt es sich bei "Auf dem Weg in deine Welt" um ein eher ruhiges, man könnte auch sagen träumerisches Album. Zwar
wird so manch bekennender Eisheilig-Liebhaber seine Probleme mit diesem Werk haben, was in gewisser Weise auch verständlich ist. Dennoch
sollte man vielleicht einen Sprung über seinen eigenen Schatten wagen, sich als Fan ebenfalls weiterentwickeln und
den neuen Horizont,
den Eisheilig mit diesem Album ansteuern, für sich entdecken. Denn nur so wird man herausfinden, dass es sich
lohnt die "neuen" Eisheilig "Auf dem Weg in deine Welt" zu begleiten.
Nando Rohner – www.sounds2move.de / 25.09.2007