Eisblume „Unter dem Eis“ / VÖ 13.03.2009

 

 

 

Mit einer Coverversion in ein Album einzusteigen, und ist diese noch so gelungen, ist immer eine unglückliche Wahl. Wenn dann mit „Leben ist schön“ auch noch auf dem Fuße eine Nummer folgt, die dermaßen kitschig ist, dass man vor Freude am liebsten kotzen würden, sinken die Mundwinkel noch weiter nach unten.

 

Dem wirkt auch der Beginn von „Unter dem Eis“ nicht entgegen, welcher zwar dem Songthema dienen soll, aber so überhaupt nicht packen kann. Zum Glück kriegt das Stück jedoch vor allem aufgrund seines pop-rockigen Refrains dann doch noch die Kurve; selbiger ist nämlich durchaus griffig. Wird doch langsam. Denn auch die folgenden Songs haben ihre Stärken, zum Beispiel das durchgängige, angegothte Pop-Appeal (ja, das ist mein Vorschlag für die Wahl zum Unwort des Jahres!) und die insgesamt überaus leichtverdaulichen Strukturen. Zudem wird hin und wieder zwar hörbar auf rockige Gitarren gesetzt, ohne dabei aber all zu heftig anzuschlagen und Gefahr zu laufen potentielle Hörer aus dem Radiosektor zu verschrecken. Dem gegenüber stehen zu jeder Zeit auflockernde Keyboards und synthetische Elemente aus Klassik und Orchester, wobei man glücklicherweise von schwülstigen Chören absieht. Selbige hätten bei Eisblume aber auch wirklich nichts verloren, ist es doch vor allem der glockenklare Gesang von Sängerin Ria, der dafür sorgt, dass man der Künstlerin vor allem textlich abnimmt was gespielt wird. Die Zielgruppe von Eisblume bewegt sich meiner Ansicht nach überwiegend zwischen 13 und 23 und es werden garantiert auch mehr Mädels als Jungs zu „Unter dem Eis“ greifen. Diese Theorie unterstützt unter anderem die Tatsache, dass es im offiziellen Webshop aktuell 6 Girlieshirts, aber nur ein einziges Hemdchen für Buben gibt. Kurios: Fast 20 Jahre lang werden Subway to Sally vom Mainstream, vor allem aber dessen Medien, trotz konstant hoher Verkaufszahlen rigoros ignoriert und kaum liefert eine zu dem Zeitpunkt völlig unbekannte, blutjunge Sängerin aus dem Nichts ein (sehr gelungenes) Video ab und verändert die „Eisblumen“-Urversion dabei nicht mal großartig, schon stehen die Trend-Bluthunde von Viva und der Bravo Schlage. Da versteh noch mal einer die Welt. Doch Eisblume sollte sich sicherheitshalber schon mal warm anziehen, denn der aktuelle Höhenflug durch den viel zitierten Cover-Hit hält nicht ewig an und ab dann muss Frau auf eigenen Füßen stehen. Bleibt zu hoffen, dass unter dem Eis noch genug Substanz für längerfristige Bodenhaftung vorhanden ist.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 25.03.2009