Einherjer – “Norrøn“ / VÖ 09.09.2011


 

 

Einherjer zählen zu den Kult-Bands der norwegischen Viking-Metal-Szene. Und das obwohl – oder gerade weil – ihre Karriere alles andere als geradlinig verlaufen ist. Nach ein paar vielbeachteten Demos, dem grandiosen Debüt „Dragons of the North“ und dem hitverdächtigen „Far far north“ (damals als Picturedisc unter das Volk gebracht) waren die Jungs aus Haugesund 1997 so etwas wie die Band der Stunde. Doch es folgten Sängerwechsel, das sehr gewöhnungsbedürftige Album „Odin owns Ye all“ und schließlich der Split. Nach zwei Comebackversuchen mit eher mittelmäßigen Alben schien 2003 endgültig das Aus besiegelt. Erst 2009 machte die Band mit einem furiosen Auftritt auf dem Ragnarök-Festival und weiteren Live-Gis wieder von sich reden. Nun liegt mit „Norrøn“ auch ein neues Studio-Album vor. Und es macht – wie sollte es auch anders sein - einen alles andere als geradlinigen Eindruck. Sechs Songs verteilen sich auf gut 40 Minuten. Die ersten 13 Minuten gehen dabei für den quasi Titeltrack „Norrøn kraft“ drauf. Dieser kommt eher schleppend in Gang und hinterließ bei mir keinen bleibenden Eindruck. Doch beim folgenden, düster-atmosphärischen „Naglfar“ wird es schon besser, und das knapp dreiminütige „Alu Alu Laukar“ ist dann der erste echte Mitgröhlstampfer. „Varden brenne“ läutet die zweite, deutlich bessere Hälfte des Albums ein. Mitreißende an Bathory gemahnende Chöre, treibende Riffs, eine geschickt eingebaute Akustik-Gitarre – fertig ist die Viking-Hymne. Dass es noch besser geht, zeigt danach mit über acht Minuten Spielzeit „Malmting“: einschmeichelnde Gitarren, Thors Hammer erklingt im Hintergrund, rasende Gewaltausbrüche, die wieder von tollen Gitarrenmelodien abgelöst werden – der nicht mehr zu toppende Höhepunkt des Albums? Mitnichten! Der folgt durch die abschließende Ballade (!) „Balladen om Bifrost“, die perfekt Wikinger-Romantik mit skandinavischer Folklore verbindet. Die Melodie des Refrains geht einem jedenfalls nicht mehr aus dem Kopf - wenn man jetzt noch Norwegisch verstehen würde, wäre es ein echter Ohrwurm.

Insgesamt ist „Norrøn“ ein seltsames Album, welches ein wenig überambitioniert beginnt, sich dann aber von Song zu Song steigert. Grund zur Kritik bietet der Sound, der etwas zu dünn und zu mechanisch klingt. Insbesondere die latent immer vorhandene Folkausrichtung der Songs hätte einen wärmeren Klang verdient gehabt. Dennoch sollten Viking-Metal-Fans hier zuschlagen.

 

Alexander Dontscheffwww.sounds2move.de