Eilera "Fusion" / VÖ 12.09.2007

An dieser Stelle nun die Geschichte einer Französin die auszog, um die Gehörgänge der Hörer mit ihrem ganz eigenen musikalischen Verständnis zu liebkosen. Ihr Weg, der nur ein Ziel kannte, nämlich die Fusion zwischen Goth-, Folk-, Experimental-, Rock- und Metal, führte die Französin mit dem Künstlernamen Eilera nach Finnland, wo sie nicht nur von Spinefarm Records unter Vertrag genommen wurde, sondern auch unter eigener Regie ihr erstes und mit "Fusion" treffend betiteltes Full-Length Debütwerk aufnehmen konnte.

Hinter Eilera verbirgt sich die Französische Sängerin Aurélie Potin Suau, die vor ihrem Einstand als Solokünstlerin in der unterdessen aufgelösten Band Chrysalis sang. Zusammen mit Gitarrist und ebenfalls Ex-Chrysalis Mitglied Loic Tezenas bildet sie das kreative Rückrat von Eilera, da ansonsten nur mit Sessions-Musikern gearbeitet wird. Dabei wird vor allem der Name Max Lilja dem einen oder anderen bekannt vorkommen, handelt es sich dabei doch um jenen Max Lilja der früher bei Apocalyptica die Cellosaiten gezupft hat. Und auch auf "Fusion" sind seine Fähigkeiten am Cello mehr als nur einmal zu hören, da in Songs wie z.B. dem eröffneten Ohrwurm "Non Merci" oder dem darauf folgenden und in seiner Machart stellenweise an Leaves' Eyes erinnernde "In the Present" zu genüge mit Streichinstrumenten gearbeitet wird. Wer nun aber denkt, dass diese beiden Songs, die sich irgendwo in der Schnittemenge zwischen Goth.- und Folk bewegen, repräsentativ für die musikalische Marschrichtung von "Fusion" sind, der wird mit dem dritten Song "Healing Process" eines besseren belehrt werden. Entpuppt sich dieser Song doch nicht nur als überraschend Gitarrenrifforientiert, sondern Frontdame Eilera weiß auch mit einer fast schon zerbrechlich wirkenden Sangesleistung zu gefallen, die wiederum eine nicht zu überhörende Vorliebe für Björk offenbart und gleichzeitig aber in einem Refrain mit absolutem Ohrwurmcharakter gipfelt. Dass die werte Dame aber nicht nur zerbrechlich singen kann, sondern auch die Kunst des regelrecht hysterischen Shoutings beherrscht, das beweist sie im Song "The Angel you Love.. The Angel you Hate", der zwar zart beginnt, aber dafür umso brachialer endet. Und so geht es auf dem gesamten Album weiter, kein Song gleicht dem vorhergehenden und nur der emotional packende, faszinierende und jederzeit sehr variable Gesang von Eilera dient sozusagen als roter Faden in dieser Fusion verschiedenster musikalischer Stilrichtungen. Dass dieser Mix nicht nach hinten losgeht, wie es auf so vielen anderen Alben anderer Künstler schon der Fall war, ist dem gekonnten Songwriting zu verdanken, da sich Eilera nicht nur bestens darauf versteht ihre Stimme in Szene zu setzen, sondern sie hat gleichzeitig auch an die notwendigen Aha-Momente innerhalb der Songs gedacht. Und so wimmelt es auf "Fusion" regelrecht von denkwürdigen Augenblicken, die, wenn man sich auf die Grundstimmung dieses gleichermaßen introvertierten und extrovertierten Albums einlässt, einem mehr als nur einmal eine Gänsehaut über den Rücken jagen werden.

Ich für meinen Teil bin hin und weg von "Fusion", hat mich dieses nicht gerade einfache Werk doch vollkommen in seinen Bann gezogen. Man merkt diesem Album regelrecht an, dass Eilera damit die Erschaffung eines Gesamtkunstwerkes angestrebt hat, was ihr in gewisser Weise auch gelungen ist. Zwar wird es sicherlich viele geben, die mit "Fusion" nichts werden anfangen können, aber dennoch steht für mich fest, dass wir es hier mit einem kleinen Meisterwerk und einem absoluten Geheimtipp zu tun haben.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 22.08.2007