Ebony Ark „When the City is Quiet“ / VÖ 28.03.2008

 

 

Gothic Metal made in Spain – die zweite. Nachdem über das Zweitwerk von Forever Slave so ziemlich alles gesagt wurde, ist es nun an mir auszuloten, ob die spanische Gothic Metal Szene vollkommen dem Untergang geweiht ist oder ob es neben Tittenmäuschen Lady Angellyca und ihren Buben auch noch talentierte Female Fronted-Acts im Land der Stierkämpfer und Paella gibt.

 

Verdammte Hacke, es geht doch! Zwar gewinnen auch Ebony Ark nicht das goldene Mischpult für den innovativsten Sound seit Erfindung der E-Gitarre, aber immerhin spuken einem nicht mit den ersten Tönen sogleich 10 der wirklich großen Genre-Namen durch den Kopf, was man bei der heutigen Veröffentlichungsflut durchaus einmal anmerken darf. Dabei weist der Opener „If only...“ noch die eine oder andere weniger gelungene Passage auf, etwa wenn es im zweiten Drittel fast schon schmerzhaft episch wird und Sängerin Beatriz es ein-zweimal mit dem Engagement im oberen Bereich der Tonleiter übertreibt. Doch – und das ist der große Pluspunkt dieser Newcomer – von einem Ausfall muss man dennoch nicht sprechen, da das Stück ansonsten durchaus auch seine gelungenen Momente hat. Diese Aussage kann man guten Gewissens auf das komplette Album ausweiten, denn die Madrilenen gehen auf „When the City is quiet“ zwar bei weitem nicht perfekt zu werke, setzen aber dennoch genug kleine Highlights, um in der Summe so ziemlich jeden Genrefan versöhnlich stimmen zu können. Da punkten etwa bei „Endless Road“ die rassigen Gitarrenläufe, die man in ähnlicher, wenn auch ausgefeilterer Form, auf dem letzten After Forever Longplayer zu Hauf auf die Ohren bekam. Schick ist auch die äußerst gelungene Nummer „Ecstasy“, die sich dramatisch zwischen Ballade und kraftvoller Metal-Nummer hin und her transformiert. Als Anspieltipps seien zudem „True Friendship never dies“ (den rosaroten Songtitel einfach ignorieren) „Redemption“ und „Enough is Enough“ genannt.

 

Um noch einmal auf den Vergleich mit den wenig herausragenden Forever Slave aus dem ersten Block zu sprechen zu kommen: Ebony Ark haben – abgesehen von ihrer klaren Überlegenheit im Bezug auf songwriterische Fähigkeiten – auch noch ein anderes Ass im Ärmel, nämlich ihre Ungezwungenheit. Denn wo die inländische Konkurrenz stimmliche Qualität durch möglichst knappe Outfits zu kompensieren versucht, liegt Beatriz Albert zwar optisch näher and Sarah Jezebel Deva als an Simone Simons, dafür aber auch in Sachen Ausdruck und Kraft mindestens 2 Klassen über ihrer Landsfrau mit der Erotik-Brechstange. Doch zurück zum Fazit zu „When the City is quiet“: Wir haben es hier mit einem ganz klaren Geheimtipp zu tun, einer erfrischenden und unverbrauchten Formation, deren Gratwanderung zwischen Gothic, Power und Dark Metal zu 95% glückt. Viva España!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 12.04.2008