Dunkelschön „Katharsis“ / VÖ 11.09.2009

 

 

„Katharsis“ ist bereits der vierte Longplayer der Mittelalterformation Dunkelschön. Außerhalb der eingefleischten Mittelalter- und Folk-Fans haben sie es aber bislang noch nicht geschafft, aus dem Schatten der vermeintlich „Großen“ herauszutreten. Warum ist allerdings ein Rätsel, denn wie bereits auf den Vorgängeralben verfolgen Dunkelschön einen eigenen Stil und springen weder auf den Mittelalter-Rock-Zug auf noch verkörpern sie die x-te Dudelsack-Partyband. Im Gegenteil, der Dudelsack, für Laien aus dem Mittelalter-Musikspektrum gar nicht wegzudenken, findet in Dunkelschöns Instrumentarium keinen Platz und das ist auch gut so. Statt dessen arbeitet die Combo mit Nyckelharpa, Bouzouki, Davul, Low-Whistle, Flöten, Drehleiern, Cello, Harfe, Trommeln und Akustikgitarre, was für ein breites und vor allem authentisches Klangspektrum sorgt, durch das der Hörer in vergangene Zeiten zurückversetzt wird. Aber nicht nur im Instrumentarium zeigt sich Dunkelschön als überaus abwechslungsreich. Den Gesang teilen sich mit Monika Klüpfel und Vanessa Istvan eine Sopranistin und eine Altstimme, wobei der Sopran wirklich äußerst verträumt und elfenhaft daherkommt, aber auch Michael Kaiser und Nicolas von Stolzmann tragen mit ihrem Gesang zur Vielschichtigkeit der Band bei. Die Texte und Melodien sind ebenfalls kein bloßes Verwenden von alten Vorlagen, sondern gelungene Neuinterpretationen mit viel Eigenanteil an Komposition und Text. Dass die Texte in verschiedenen Sprachen, von Latein über französisch bis hin zu schwedisch und keltisch, dargeboten werden, ist hier dann das Tüpfelchen auf dem i.

 

Die einzelnen Stücke decken die unterschiedlichsten Bereiche ab. Von orientalisch klingenden Balladen über keltisch-mystische Stücke bis hin zum irischen Tanzlied wird dem Hörer hier eine riesige Vielfalt der mittelalterlich-folkloristischen Klangwelt geboten. Wobei die Formation die schnelleren Klänge aber auch gut beherrscht, wie sich z.B.  in dem Stück „Deine Flammen“ zeigt. Aber selbst der Wind hat am Ende von „Aeris“ einmal die Ehre, der Harfe Klänge entlocken zu dürfen, was als sehr gelungenes Experiment bezeichnet werden darf. Kurz gesagt, wer genug hat vom ständigen 08/15-Mittelalter-Rock und Dudelsackklängen und statt dessen lieber anspruchsvolles, mystisch angehauchtes Material, das eine einzigartige Atmosphäre erzeugen kann, hören möchte, der sollte sich mal näher mit Dunkelschön befassen. Die Band hat es verdient.

 

Steve Palaser – www.sounds2move.de / 19.09.2009