Dritte Wahl "25 Jahre 25 Bands" / VÖ 20.09.2013

 

 

 

Es kann einem schon so vorkommen, als würden Dritte Wahl von einem Jubiläum ins nächste stürzen. Doch dem ist gar nicht so, und das letzte Album "Gib Acht" liegt ebenfalls bereits drei Jahre zurück. Wird wohl am Titel liegen, denn nach "20 Jahre 20 Songs" folgt nun "25 Jahre 25 Bands" und dabei handelt es sich nicht wie beim Vorgänger um ein Live-, sondern diesmal um ein Coveralbum. Weiterer Unterschied: Dritte Wahl überlassen Freunden und Kollegen die Bühne, die wiederum als kleine Ehrerbringung jeweils eine Nummer der Rostocker zum Besten geben.

 

Naturgemäß werden solche Sachen vor allem dann interessant, wenn sich genrefremde Künstler versuchen oder allgemein ein frischer Ansatz gewählt wird. Da bildet dieses Scheibchen keine Ausnahme, und es gibt tatsächlich das eine oder andere mutige Stück Musik auf die Ohren. Den krassesten Stilbruch gibt es sicherlich bei "Kein Ton": Wo sonst bekommt man schon zu hören was dabei herauskommt, wenn ein Punksong in Form von Grufti-Techno der Marke Blutengel neu aufgelegt wird? Bemerkenswerterweise präsentiert sich das Ergebnis so, als hätte es den Song nie in einer anderen Form gegeben, woran wohl auch der melancholische Text nicht ganz unschuldig ist. Weitere Stilblüten sind "Betty Blue", aus dem Macbeth eine Gothic Metal-Nummer machen, Postmortem, die "Die Kugel" relativ simpel runter thrashen und "e.a.r.a.", das eine Formation namens Benzin dem deutschen Hip Hop näher bringt. Die klangvollsten Namen haben aber Heaven Shall Burn ("Auge um Auge"), denen direkt mal Mille Petrozza unter die Arme greift und In Extremo, die sich an "Ich bin's" versuchen. Dabei wird schnell klar, dass die Berliner normalerweise andere Textansätze für ihre Musik verwenden, was auch besser zu den filigranen Elementen ihrer Musik passt. Daher entpuppt sich dieses Cover zwar als grundsolide Ballade samt Mundharmonika und Harfe, bloß der Text wirkt hier und da etwas zu hölzern, um der Musik letzten Endes wirklich gerecht zu werden.

 

Einige Songs halten sich dann doch gleich von vornherein lieber etwas näher am Original, was nicht immer die schlechteste Wahl ist, denn ein guter Song ist bekanntlich ein guter Song. Das dachten sich auch Killerpilze ("So wie ihr seid") und Crashing Caspar ("Halt mich fest"), deren Versionen Spaß machen und schön mit Tempo durchgerockt werden. Verfeinert wird "25 Jahre 25 Bands"  noch von einer Priese tanzbarem Ska (Ell Bosso "Alle Tage - alles gleich") und der eigentlich eher rauen Interpretation von "Haie in der Ostesee" durch die Dödelhaie, die kurz vor Schluss dann aber doch noch mal einen raus hauen wollen und noch mal schnell Maiden zitieren. Was hingegen schon als Ärgernis bezeichnet werden muss, ist die Tatsache, dass Soundqualität und vor allem Lautstärke zwischen den einzelnen Stücken teilweise stark variieren (Mainpoints "Lust" muss hier als Negativbeispiel herhalten). Vermutlich hat man sich ein finales, gemeinsames Mastering aller Songs gespart (oder sparen müssen?), was schade ist, denn abgesehen davon ist das hier durchaus eine schöne Geschichte, selbst wenn nicht jeder Song ein Volltreffer ist.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de