The Dresden Dolls "No, Virginia" / VÖ 16.05.2008

Amanda Palmer und Brian Viglione haben neben ausgedehntem Touren, Musicalinszenierungen und Gastmusiker-Ausflügen (Brian spielte unlängst einige Tracks für Nine Inch Nails' "Ghosts I-IV" ein) immer noch Zeit für einen kurzen Besuch im Studio. The Dresden Dolls erfinden sich dabei nicht neu und klingen doch besser als je zuvor. "No, Virginia" ist kein Studioalbum im klassischen Sinn, stammen die meisten Songs in der Theorie doch noch aus den Sessions zum Vorgänger "Yes, Virginia". Das Avantgarde-Duo hatte schlicht keine Zeit und Muse "No, Virginia" aufzunehmen.

Das Drittwerk der Dresden Dolls vereint die einzige B-Seite vom letzten Album ("Lonesome Organist Rapes Page-Turner"), eine Demoaufnahme ("The Mouse and the Model"), die in ihrer Perfektion so gar nicht nach reinem Demo klingt, das augenzwinkernde Cover des Psychodelic Furs Songs "Pretty In Pink" sowie sieben brandneue bzw. bisher unveröffentlichte Tracks, in deren Genuss man bis dato nur live kam. Darunter endlich eine Studioversion von "The Kill". Auch professionell aufgenommen verliert es keine Spur von seinem beschwingten Liveklang. Neu sind auch die dramatische Laut-Leise-Ballade "Ultima Esperanza" und die überlange, zu Tränen rührende Liebeserklärung an ihre Heimat "Boston". Auch das gehauchte "The Gardener" ist in die verzweifelte Melancholie-Ecke zu stecken. Und doch, insgesamt lassen die Punk-Cabarettisten mehr Pop denn je zu. Lässt man den überaus ernsten Text von "Lonesome Organist Rapes Page-Turner" außer Acht, springt einem hier dank Amandas flinkem Klavierspiel die fröhliche Musical-Poppyness förmlich ins Gesicht. The Dresden Dolls haben mit "No, Virgina" keine einfache Compilation zusammengestellt, schließt es doch den "Yes, Virgina"-Zyklus ab, aber auch kein Album mit Konzept. Genau diese Vorgehensweise zeigt wieder einmal, dass The Dresden Dolls in der Musikwelt einzigartig sind und bleiben.

Katrin Reichwein - www.sounds2move.de