Dregen "Dregen" / VÖ 27.09.2013

 

 

 

Kurz eingezählt und dann ist es da, das erste Soloalbum von Andreas "Dregen" Tyrone Svensson. Nach Frontmann Nicke Borg ist Dregen das zweite Mitglied der Backyard Babies, das die seit 2010 andauernde Bandpause nutzt, um ein Solowerk in die Läden zu bringen. Nachdem der Gitarrist zuletzt als Gastarbeiter für Michael Monroe (Hanoi Rocks) auf dessen letztem Album zu hören war und er gleich auch noch live in die Saiten griff, liegt uns nun also der selbstbetitelte Erstling des Vorzeigerockers vor.

 

Auf diesem hat sich Monroe dann direkt mal revanchiert und die Mundharmonika zu "Flat Tyre on a muddy Road" beigesteuert, einem erdigen Country-Stampfer. Ebenfalls auf der Gästeliste zu finden sind Danko Jones, der ein paar Vocals zu "6:10" eingesungen hat, sowie der umtriebige Nicke Andersson (Hellacopters, Imperial State Electric). Wer bei der Kooperation mit Danko Jones einen schönen Arschtreter mit ordentlich Klöten erwartet hat, wird herbe enttäuscht, denn der Kanadier ist auf einer Nummer zu hören, die einen auch ohne dessen Beteiligung ziemlich überrascht hätte. "6:10" ist nämlich eine astreine Funk-Nummer mit einem Bass, der in die Magengrube geht, und leicht verzerrten Marilyn Manson-mäßigen Vocals in der Strophe. Klassisches Beispiel von musikalischer Spielwiese, denn bei den Backyard Babies wäre so eine Nummer garantiert durch's Sieb gefallen. Ganz im Gegensatz zu "Pink Hearse", das als einzige Nummer auf "Dregen" uneingeschränkt nach den Stockholmern klingt. Der Hauptdarsteller hat verständlicherweise aber viel mehr Bock auf neue Ideen und Einflüsse, denen er dann auch mal mehr und mal weniger Spielraum einräumt. So bietet "Just like that" gefälligen Alternative Rock, "Bad Situation" wiederum kann eine gewisse Nähe zu Mötley Crüe und dem Sound des Sunset Strip nicht verbergen. Ein Schippchen experimenteller gehen Dregen und seine Mitstreiter bei "Gig Pig" zu Werke, das fast schon hypnotisch aus den Lautsprechern dröhnt und mit seinem noisigen Charakter ziemlich retro daher kommt.

 

Wo also ist "Dregen" im Endeffekt einzuordnen? Als vollwertiger Ersatz für ein auf sich warten lassendes neues Album der Backyard Babies? Nein, denn dafür fehlt es - mit Verlaub - ein wenig an Tempo und zwingenden Hits. Zur Überbrückung taugt die Scheibe aber alle mal, denn es war von vornherein klar, dass Dregen bei diesen Songs experimentieren und andere Einflüsse verarbeiten würde. Dies hat er getan und alles zu einem Album zusammengesetzt, das nicht den Anschein erweckt, innerlich zerrissen zu sein oder zu ambitionierte Gräben überspringen zu wollen. Nach 25 Jahren im Geschäft wäre es aber auch eine handfeste Überraschung gewesen, wenn sich unser Freund vollends verzettelt hätte. Ganz Profi tischt der Schwede uns stattdessen einen Streifzug durch seinen ganz persönlichen Musikgeschmack auf, der in ähnlicher Form durchaus zu erwarten war, aber auch die eine oder andere unerwartete Wendung parat hält. Kann man machen.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de