Dredg
„Chuckles and Mr. Squeezy“ / VÖ 29.04.2011
Für
ihre Fans kommen Dredg überraschend schnell mit einem neuen
Scheibchen um die Ecke. Gerade einmal zwei Jahre liegen zwischen
„The Pariah, the Parrot, the Delusion” und dem
Nachfolger mit dem eigenartigen Namen “Chuckles and Mr.
Squeezy”. Das könnte daran liegen, dass die vier
Kalifornier zuletzt zwei für ihre Verhältnisse recht
eingängige Alben veröffentlicht haben, die jetzt von
einem herausfordernderen Dreher abgelöst werden.
Wo Dredg bei „The Pariah“ noch immer mal auch auf ein
stimmungsvolles, im Hintergrund aber drückendes Rockfundament
gesetzt haben, muss sich der Zuhörer beim aktuellen Dreher schon
einsatzfreudiger zeigen. „Chuckles and Mr. Squeezy“ umgibt
nämlich eine seltsame, nicht ganz einfach zu beschreibende
Schwere, eine Eigenwilligkeit, die man ganz profan als Kopflastigkeit
bezeichnen könnte. Hier geschieht verdammt viel, das meiste davon
kann man erst nach einiger Zeit verarbeiten und einordnen.
Experimentelle Soundspielereien gehen vor Riffs, klassische
Songstrukturen spielen maximal am Rande eine Rolle. Hin und wieder
spielen Dredg sogar mit Klängen und Elementen, die Fans der alten
Italo-Western nicht ganz unbekannt vorkommen dürften. Ob und was
man aus diesem Album auskoppeln sollte, ist eine gute und schwierige
Frage, denn was man landläufig als Single oder potentiellen
Appetizer bezeichnen würde, muss man auf dieser Scheibe beinahe
mit der Lupe suchen. Bestenfalls der Opener „Another Tribe“
ist so etwas wie ein Hit und erlaubt einen einigermaßen
komfortablen Einstieg in ein Album, das mal spacig („Upon
Returning“) und mal nach 70er Pop-Rock-Disko („Sun goes
down“) klingt. Die Verpflichtung von Produzent Dan the Automator
(u.a. Mike Pattons Projekt Peeping Tom), der vor nicht all zu langer
Zeit den in Indi-Kreisen ziemlich eingeschlagenen Kasabian bzw. deren
letztem Album ihren psychedelischen, wabernden Sound verpasst hat,
passt da nur zu gut ins Bild. Artrock-Spießer und Liebhaber
experimenteller Feuilleton-Musik, die nur noch entfernt auf den guten
alten Rock aufgebaut ist, halten „Chuckles and Mr. Squeezy“
vermutlich für einen Meilenstein, ein Kleinod ohne Scheuklappen,
dargeboten von visionären Klangkünstlern. Ich habe hingegen
ein ganz zentrales Problem mit dieser Scheibe, nämlich dass sie
mal so überhaupt keinen Spaß vermittelt.
Markus Rutten –
www.sounds2move.de