Dream Theater „Systematic Chaos“ / VÖ 01.06.2007

 

 

Rechnet man die „A Change of Season“ Überlänge-EP mit, dann kommen Dream Theater mit der Veröffentlichung von „Systeamtic Chaos“ bereits auf 10 Studioalben, sowie diverse Single und Livemitschnitte. Die Erwartungshaltung bei den Fans ist hoch und auch die Fachpresse erwartet nichts geringeres als einen Geniestreich. Nach den ersten Durchgängen des neuen Album macht sich Erleichterung breit. Erleichterung, die mit der einen oder anderen wohligen Gänsehaut um die Sinne des Hörers buhlt.

 

Doch beide werden des Feldes verwiesen, wenn die Begeisterung ein herkommt und Ohren und Verstand vollends für sich beansprucht. Allein im völlig verrückten Mittelteil von „The Dark Eternal Night“ blasen Petrucci, Portnoy und Co. mehr gute Ideen durch den Schornstein, als 80% aller Death Metal Betonmischer im Laufe ihrer gesamten Karriere. „Constant Motion“ geht durch die sehr direkt gesungenen Strophen von James LaBrie (und Mike Portnoy!) schnurstracks Geradeaus, um sich dann im Refrain hymnisch zu öffnen – groß! „Prophets of War“ eröffnet mit gefühlvollem Gesang und elektronischen Spielereien und erinnert damit ein bisschen an „Lost“ von James’ letztem Solowerk „Elements of Persuation“. Hier bezieht der Sänger zudem politisch Stellung, unerwartet konkret sogar, was folgende Textzeile unterstreicht: „Pray they will forget, Forgive our arrogance, so we can make it right, right what they have wronged“. Insgesamt ist „Systematic Chaos“ an einigen Ecken verhältnismäßig geradlinig ausgefallen, hat aber auch wieder sehr ausladende Instrumentalpassagen zu bieten, bei denen normale Zuhörer als auch die Musiker unter selbigen erfreut mit der Zunge schnalzen oder einfach mit offenen Mündern vor der heimischen Anlage sitzen werden. Wer unser Interview mit Mike Portnoy gelesen hat, der wird schon wissen, dass die Atmosphäre des Albums eher düster ausgefallen ist, was Liebhaber von „Train of Thought“ natürlich begrüßen werden. Natürlich werden die Kritiker der Band abermals mit Schlagworten wie „Selbstbeweihräucherung“ oder ähnlichem um sich werfen, aber bei aller Geschmackssache ist nicht weg zu diskutieren, dass dieses Quintett ausschließlich aus begnadeten Musikern besteht. Deren handwerkliche Fähigkeiten, kombiniert mit einer nicht enden wollenden Flut an großartigen Songideen, machen aus Dream Theater - unabhängig davon wie das Ergebnis auch klingen mag - unbestritten zu einer der musikalisch besten Formationen der Gegenwart. Wer’s nicht glaubt riskiert 1-2 Durchläufe des neuen Album, dann folgt die Erleuchtung ganz von allein.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 28.05.2007