Dream Theater „Greatest Hit (... and 21 other pretty cool Songs)“ / VÖ 29.03.2008

 

 

Herein spaziert, denn die Mutter aller Frickelbands lädt zur öffentlichen Werksschau. Für den augenzwinkernden Albumtitel, der auf die bisher einzige Hitsingle „Pull me Under“ anspielt, gibt es vorab schon mal den ersten Punkt gutgeschrieben, der durch das wie so häufig befremdliche Coverartwork wieder egalisiert wird. Aber was nutzt all das Gequatsche über Äußerlichkeiten, wenn der Kern der Sache nicht fürs Auge, sondern für die Ohren den Ausschlag geben soll?

 

Womit wir beim Thema – nämlich der Musik – wären. Über die handwerklichen Qualitäten dieser Ausnahmekünstler müssen wir glaube ich keine weiteren Worte verlieren. Allerdings bleibt auch einmal mehr festzuhalten, dass es sich bei derartigen Zusammenstellungen fast immer um eine zweischneidige Angelegenheit handelt. Denn solche Zusammenstellungen, dann auch noch von der ehemaligen Plattenfirma initiiert, hinterlassen in den meisten Fällen den Beigeschmack des schnellen Euros. Einen kleinen Unterschied muss man an dieser Stelle allerdings bereits allein durch die Tatsache machen, dass die auf „Greatest Hit“ aufgereihten Stücke von seinen Urhebern höchstpersönlich zusammengestellt wurden. Entsprechend hochwertig und repräsentativ gestaltet sich die Songauswahl dann auch, die mit Perlen vom Kaliber „Home“, „As I am“, „Take the Time“ und „I walk beside you“ aufwartet. Ob nun „This dying Soul“ oder „The Glass Prison“ skandalöserweise fehlen oder nicht, liegt im Auge bzw. Gehörgang des Betrachters, denn jeder Fan wird seine ganz persönlichen Highlights in der Discographie der Band haben. Selbige wird mit Ausnahme des Debüts „When Dream and Day unite“ und der Überlänge-EP „A Change of Season“ komplett bedient, wobei mit „To live forever“ im Gegenzug sogar eine B-Seite den Weg auf diese Zusammenstellung gefunden hat. Eine nette Idee ist es zudem die beiden Silberlinge nach normalen bis schnellen Stücken auf der einen und Balladen auf der anderen Seite aufzuteilen. Ein geschickter Schachzug, der das ohnehin schon beeindruckende Gesamtkunstwerk dieser Band noch einmal signifikant aufwertet.

 

Sicher werden die vereinzelten alternativen Mixe der Songs oder die (notgedrungen?) gekürzten Fassungen ausgewählter Stücke keinen Hörer in den Handel locken, der ohnehin schon die gesammelten Veröffentlichungen der Herren Petrucci, Portnoy, LaBrie und Co. sein Eigentum nennt. Vielmehr dürfte hier die Stimmigkeit des Produktes für Die-Hard-Fans den Ausschlag geben, wohingegen der unvorbelastete Interessent ebenso wie der Quereinsteiger eine absolute Steilvorlage geboten bekommt für kleines Geld eine große Band kennen zu lernen. Letztlich verhält es sich hier wie mit der Vielzahl an Live-Veröffentlichungen der New Yorker: Ob und was man kauft, muss jeder selbst entscheiden. Um die Qualität muss man sich jedoch keine Sorgen machen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 26.03.2008