Dracul "Like an Animal" - Plattenkritik / VÖ 07.04.2006

Habt ihr genug von harten Gitarrenriffs? Von hämmernden Doublebass Attacken? Oder vom Metal im Allgemeinen?
Nein?
Tja, das ist nun aber sehr bedauerlich. Denn ich werde auf den folgenden Zeilen trotzdem die neue Scheibe von Dracul besprechen, die so ganz und gar nichts mit der besten Musik der Welt gemein hat.

"Techno-Krach für morbide Gemüter", so würde wohl der gehässige Heavy Metal Liebhaber die Musik umschreiben, die einem auf "Like an Animal" entgegenschallt. Doch ich als toleranter und weltoffener Schreiberling, darf mich einer solch leeren Worthülse wohl nicht bedienen. Und somit möchte ich versuchen, dem nunmehr vierten Album aus dem Hause Dracul einigermassen gerecht zu werden, auch wenn die dargebotene Musik so ganz und gar nicht meinen Geschmacksnerv trifft. Denn die beiden Umbra Et Imago Frontmänner Lutz Demmler und Mozart, beschreiten mit ihrem Projekt Dracul wirklich durch und durch elektronische Pfade und halten diese Ausrichtung auch konsequent bei. Zu keinem Augenblick wird die Musik durch eine metallische Komponente aufgelockert, sondern es regiert oft der genretypische tanzbare Beat. Vor allem Songs wie der Titeltrack, das stampfende "Emotion", das späherische "Deathwish" oder auch "Mörder", werden wohl in so manchem Club für Stimmung sorgen. Aber auch "Wähl die Freiheit", bei dem Dracul ein klares politisches Statement abgeben und dabei Gesprächsfetzen eines gewissen Herrn Bush einweben, erweist sich als durchaus Clubtauglich. Ebenfalls sollte noch erwähnt werden, dass oft auf Samplers aus den Filmen "Uhrwerk Orange" und "Bram Stoker´ Dracula" zurückgegriffen wird, was zwar nicht sonderlich Innovativ aber durchaus Effektiv ist. Dasselbe kann man auch über den sporadisch auftauchenden weiblichen Gesang behaupten, der vor allem im düster-romantischen "Vampirias Dream" gar nicht mal Schlecht zur Geltung kommt. Somit erweist sich "Like an Animal" im Allgemeinen als nicht sonderlich Innovativ, sondern es werden die bekannten Genrezutaten miteinander vermischt, ohne was wirklich Überragendes daraus zu erschaffen. Zwar kann man sich das Ganze durchaus anhören, vorausgesetzt man mag solche Musik, aber innerhalb des Genres wird man sicherlich auch besseres finden.

"Like an Animal" ist solide elektronische Kost, nicht mehr und nicht weniger. Alle Metalheads werden sich wohl angewidert abwenden, wobei jene diesen Text vermutlich so oder so nicht zu Ende lesen werden, während die Anhänger solcher Musik hier ganz ordentlich Unterhalten werden. Ob man sich diese CD nun zulegen soll, das möchte ich an dieser Stelle weder bejahen noch verneinen, da ich hierfür einfach den falschen Musikgeschmack habe.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 14.04.2006