Draconian „Turning Season Witin“ / VÖ 29.02.2008

 

 

Irgendwie ist es ein Kreuz mit Draconian. Seit 2003 veröffentlichen sie in regelmäßigen Abständen erstklassige Longplayer und obwohl die Schweden offensichtlich ihr Publikum haben (siehe Metal Female Voices Fest V), ergibt sich nur in Ausnahmefällen die Chance Anders Jacobsson und seine Truppe live zu erleben. Dieser Fakt schmerzt umso mehr, wenn man sich die Qualitäten des neuen Albums „Turning Season Within“ vor Augen führt.

 

Denn auch mit ihrem vierten Longplayer, das so genannte Bonusalbum „The Burning Halo“ mal mit eingerechnet, können es die Sieben Trauerklösse einmal mehr mit Leichtigkeit meistern die eigene Messlatte weiter nach oben zu legen. Dabei kann man – auch wenn einige Äußerungen der Band etwas Nervosität in die Reihen der Anhängerschaft brachten – konstatieren, dass es auch mit „Turning Season Within“ keine radikale Kursänderung im Hause Draconian gibt. Zwar hatte die Band einige „schnellere Stücke“ angekündigt, doch zur Erleichterung vieler bewegt man sich dennoch zu keinem Zeitpunkt außerhalb des Doom / Gothic Metal Rahmens. Die gewisse Sperrigkeit, die noch „Arcane Rain Fell“ etwas anlastete, ist glücklicherweise auf ein Minimum reduziert worden, was zu keinem Zeitpunkt zu Lasten von Intensität und Identität dieser begabten Band geht. Denn noch immer schaffen es Draconian den Zuhörer ein ums andere mal zum Träumen zu bringen und für eine wohlige Gänsehaut zu sorgen, so wie es auf dem Vorgänger etwa „She dies“ eindrucksvoll vormachte. Die ungekünstelte klare Stimme von Sängerin Lisa Johansson bringt zudem nicht nur ein ums andere mal Licht ins schwermütig-ergreifende Dunkel, sie bildet auch weiterhin den perfekten Gegenpol zu den Grunts ihres männlichen Kollegen. Da ist es nicht verwunderlich, dass ihre Parts (in Maßen) ausgebaut wurden.

 

„Turning Season Within“ ist eines dieser Alben geworden, bei dem man gar nicht näher auf ein einzelnes Stück eingehen will, weil es sich einfach um ein in sich geschlossenes Meisterwerk handelt. Jede der neun auf diesem Dreher enthaltenen Nummern sind ein Festmahl zwischen Doom- und Gothic Metal, getragen von Erzählung aus der Gefühlswelt seiner Urheber. Allein „Not Breathing“, „The Failure Epiphany“ und „September Ashes“ rechtfertigen den Kauf dieser Scheibe zu genüge. Schöner Trübsal blasen als mit diesem Werk kann man nur selten. Mit einer kleinen Einschränkung: Fürs Auto ist dieses Album eher nicht gemacht, da einfach zu viel Atmosphäre verloren geht. „Turning Season Within“ sollte man daher lieber in den heimischen vier Wänden konsumieren. Was allerdings nicht als Freifahrtschein für anbleibende Liveabstinenz herhalten soll.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 20.02.2008