Draconian „The Burning Halo“ / VÖ 29.09.2006

Zugegeben, ein „richtiges“ Studioalbum haben Draconian mit „The Burning Halo“ nicht abgeliefert, denn bei dem Silberling handelt es sich um das so genannte Bonusalbum der Band, dass natürlich auch neue Songs beinhaltet, aber auch Neuaufnahmen und Coverversionen enthält. Die Fans wird es trotzdem freuen und Miesmacher finden ohnehin immer was zu meckern.

Wer Draconian noch nicht kennt, dem sei als grobe Marschrichtung der Mittelweg zwischen alten Tristania oder neueren My Dying Bride genannt. Daran hat sich zwischen dem letzten Studioalbum „Arcane Rain Fell“ (2005) und „The burning Halo“ nichts geändert, was in diesem Falle absolute kein Minuspunkt sein soll. Denn mit ihrem atmosphärisch dichten und sehr melancholischen Sound scheinen Draconian bereits mit ihren drei bisherigen Alben ihre Nische gefunden zu haben. Ganz nebenbei haben die Schweden mit „She Dies“ den vielleicht stärksten Song ihres bisherigen Schaffens auf diesem Album verewigt, der auch auf Tristania Meisterwerk „Beyond the Veil“ positiv heraus gestochen wäre. Die Anhängerschaft kann sich zudem über die Neuaufnahme von „The Gothic Embrace“ freuen, einem knapp 8 Minuten langen, packenden Zeitlupenepos, das bisher nur auf dem extrem raren „The closed Eyes of Paradise“ Demo zu finden war und für „The Burning Halo“ neu eingespielt wurde. Die größte Überraschung auf diesem Album stellt mit Sicherheit die abschließende Coverversion „Forever my Queen“ von Pentagram dar, die so ganz und gar nicht nach Doom klingt, sondern thrashig dahin rockt.

Warum diese begabte Formation gemeinhin noch immer als Geheimtipp gehandelt wird, ist mir mit „The Burning Halo“ mehr denn je ein Rätsel. Immerhin schafft es die Band sogar mit einem – böse Zungen würden sagen „Restealbum“ – hier ein echtes Ausrufezeichen zu setzen und unüberhörbar an die Pforte zur Oberklasse zu klopfen. Wenn das nächste Album das Niveau von Gänsehautnummern wie „The Dying“ oder „She Dies“ halten kann, dann wird garantiert nicht nur an die oberste Tür geklopft, sondern sie wird schlichtweg eingerannt. Wer hier von Resten spricht muss taub oder ahnungslos sein.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 25.09.2006