Draconian “A Rose for the Apocalypse“ / VÖ 24.06.2011


 

 

Das nenne ich mutig: Schwedens Vorzeige- und Ausnahmeband in Sachen Gothic-Doom-Metal Draconian veröffentlicht ihr neues Album mitten im Hochsommer. Ob man zwischen Baggersee und Biergarten in die richtige Stimmung kommt, um sich auf die melancholisch bis depressiven Stimmungswelten einzulassen, ist fraglich. Nun denn, der nächste Herbst kommt bestimmt, und auch der schönste Sommer hat seine Regentage. Für diese ist „A Rose for the Apocalypse“ das perfekte Futter. Der vierte Longplayer („The Burning Halo“ mal nicht mitgerechnet) der Jungs (und Mädel) aus Säffle zieht einen mal wieder ganz tief hinab in eine Welt voller Trauer, Tod und anderer Sorgen. Stellvertretend ein Zitat aus dem Song „Deadlight“: „My Hope soon to be over.. Take me and lock me in, throw away the Key, I´m beyond all Help, so kill me!“ – Da geht einem doch das Herz auf...

Musikalisch schimmern mehr denn je die britischen Einflüsse durch (Paradise Lost bei der Melodieführung, My Dying Bride bei den Growls und der vereinzelt eingesetzten Violine). Doch auch an alte Theatre of Tragedy fühlt man sich bisweilen erinnert. Etwa durch den Wechselgesang zwischen Anders Jacobsson und Lisa Johansson aber auch durch narrative Element wie das John-Keats-Sample in „Elysian Night“ oder das Lawrence-Hope-Zitat in „The Death of Hours“. Insgesamt wurde der auf dem letzten Album „Turning Season within“ eingeschlagene Weg in Richtung „relative Eingängigkeit“ fortgesetzt. Sicherlich ist das gut einstündige Werk bisweilen auch sperrig und verlangt einige Durchläufe, um mit ihm richtig warm zu werden. Aber dann entpuppen sich einige Songs als echte Hits, wie das kontrastreiche, mit erkennbarem Refrain versehene „Dead Worls Assembly“, der flotte Opener „The drowning Age“, die Video-Auskoppelung „The last Hour of ancient Sunlight“ oder das bereits erwähnte „Elysian Night“. Bei letzterem überzeugt vor allem Lisa Johansson mit ihrer sanften und relaxten Stimme. Überhaupt muss man die Sängerin loben, die sich von Album zu Album steigern konnte. Hatte ich bei den Erstwerken den Eindruck, sie sei nur schmückendes Beiwerk, verleiht sie mittlerweile einigen Songs durch ihre Stimme einen ganz eigenen Charakter.

“A Rose for the Apocalypse“ ist also mal wieder der erwartete Volltreffer für Anhänger düsterer Klänge. Man sollte aber auf jeden Fall das Digipack holen, denn der hier enthaltene Bonustrack „Wall of Sighs“ ist ein vollwertiger (und gutklassiger) 5-Minuten-Song (zwar ohne weibliche Vocals, dafür mit starker Paradise-Lost-Schlagseite).

 

Alexander Dontscheffwww.sounds2move.de