Down Below „Wildes Herz“ / VÖ 26.06.2009

 

 

 

Nach ihrem Zweitling “Sinfony 23”, das für mich bis heute ein wirklich herausragendes poppig angehauchtes Electro Rock Album darstellt, und ihrem guten Abschneiden beim Bundesvision Songcontest (mit “Sand in meiner Hand”, dem ersten deutschsprachigen Song der Bandgeschichte) haben Down Below verkündet ab sofort gänzlich auf ihrer Muttersprache zu singen. „Wildes Herz“ dokumentiert nun erstmalig diesen doch recht einschneidenden Schlenker in noch jungen Geschichte der Dessauer.

 

Nicht nur aufgrund der vormaligen Ankündigung, sondern auch weil man als Muttersprachler in so einem Fall sofort noch genauer hinhört, stehen Down Below unter besonderer Beobachtung. Da bildet der Rezensent keine Ausnahme, zumal dieser auch ein ungutes Gefühl hatte, ob dieses Experiment wirklich glückt. Rein musikalisch muss man sich schon mal keine Sorgen machen: Wer „Sinfony 23“ mochte, der wird froh sein zu hören, dass die grundsätzlichen Klangelemente abseits des Gesangs erhalten geblieben sind. Will heißen, dass weiterhin rockige Gitarren auf verspielte, eingängige Synthies treffen und das Songmaterial damit überaus zugänglich und leicht verdaulich machen. Der Knackpunkt ist hingegen in der Tat der Gesang, welcher in seiner Art und Weise zwar nur selten Grund zur Kritik gibt, der aber mit den von ihm vorgetragenen Texten nicht immer überzeugen kann. Ausgerechnet der Titeltrack ist hier das krasseste Negativbeispiel, da der Chorus in seiner simplen Tralala-Manier nicht nur unschön an schauerhaften deutschen „Tanz-Schlager“ erinnert, sondern Sänger Neo Scope manche Worte unerklärlicherweise zu allem Überfluss auch noch in einer Art und Weise vor sich hin jault, dass sogar A-Ha das Gesicht verziehen würden. Bitte Jungs, schreibt nie wieder so eine Gesangslinie. Abgesehen davon offenbart man auch an ein paar anderen Stellen Schwächen in textlicher Hinsicht oder bedient schlichtweg zu viele pathetische Klischees. Das Problem bei der ganzen Sache: Gerade für die Zielgruppe der Band, die vor allem aus dem Gothic-Lager kommt, gibt es schon viel zu viele ähnlich ausgerichtete, textlich aber erfahrenere und begabter Formation (Staubkind jemand?), deren Rang man nur schwer unterlaufen können wird.

 

Letztlich bewahrheitet sich mein Bauchgefühl weitestgehend und ich werde mich wohl in die Reihe derer stellen müssen, die von sich behaupten, dass sie die Band „damals als noch englisch gesungen wurde“ packender und mitreißender war. An „Wildes Herz“ ist ganz sicher nicht alles schlecht, vor allem nicht die eingängigen, tanzbaren Songstrukturen. Aber die hatte auch der englischsprachige Vorgänger und der war das reinste Hitfeuerwerk. Down Belows Drittling hingegen präsentiert instrumentale Tanzflächenfüller, die sich mit nicht immer überzeugenden deutschen Texten leider oft selbst im Weg stehen. Mir wird hier leider einfach zu viel Potential verschenkt. Better luck next time.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 01.07.2009