Dornenreich "Hexenwind" - Plattenkritik / VÖ 18.11.2005

Ganze fünf Jahre sind verstrichen, seit Dornenreich "Her von welken Nächten" veröffentlicht haben. Doch verbrachten die Österreicher diese Jahre nicht mit Nichtstun, sondern haben konsequent an "Hexenwind", dem nun vorliegenden Album gearbeitet. Und wie schon der Vorgänger, wird auch dieses Werk sich sowohl viel Freund, wie auch Feind machen.

Musikalisch minimalistisch und teils leicht in rockigen Gefilde verwurzelt, so lässt sich wohl die Grundstruktur von "Hexenwind" am besten umschreiben. Wobei genau in dieser Einfachheit, die Komplexität des Albums verborgen liegt. Durch die zurückhaltende Instrumentierung, den eher geflüsterten und gehauchten Gesang, wird auf "Hexenwind" eine beschwörende und düster schwelgerische Atmosphäre erzeugt. So wird der Hörer auf eine Reise mitgenommen, die ihn durch düstere Nacht führt, in der sich wiederholende Melodien und symbolträchtige Texte paaren. Daraus entsteht ein surreales Werk, das tief in die Seelen jener vordringen wird, die sich dieser Musik vollumfänglich öffnen und den Mut besitzen, sich den Melodien hinzugeben. Und jene werden die Songs auf "Hexenwind" nicht nur hören, sondern sie durch Mark und Bein spüren und jede Strophe, zum verehrten Kunstwerk erküren. Jedes der drei Lieder, die jeweils ein musikalisches Dasein über der 10-Minuten Marke besitzen, umgarnt den Hörer mit seiner ganz eigenen Art. So ist das eröffnete "Der Hexe flammend' Blick" eher rockig, während "Der Hexe nächtlich' Ritt" die Vermischung aus Ruhe und Rock anstrebt, und das abschließende "Zum Träumen wecke sich, wer kann" einem gar schwelgerisch und Gänsehaut erzeugend schön entgegen schallt. Dazu gesellen sich noch das Intro "Von der Quelle" und das 4-minütige, ebenfalls hörenswerte akustische Zwischenspiel "Aus längst verhalltem Lied". Somit erreicht das Album eine Spielzeit von 43-Minuten, wobei jede Sekunde es der Wert ist gehört, gefühlt und verinnerlicht zu werden.

Viele Hörer werden dieses Album als Langweilig abstempeln, keinen Zugang zu der Welt von Dornenreich finden und kein gutes Wort für dieses Werk erübrigen. Während anderen sich der Faszination, dem Sog der von "Hexenwind" ausgeht, nicht entziehen werden können und dies auch nicht wollen. So auch der werte Schreiberling dieser Zeilen, der von diesem Album vollumfänglich hingerissen ist, auch und vor allem weil es sich dabei um ein Album fern jedes Massengeschmackes handelt. Somit ist "Hexenwind" eine absolute Frage des persönlichen Geschmackes, da die dargebotenen Musik kein Metal, kein Dark Rock, kein Gothic, kein Neo-Folk sondern einfach nur Dornenreich ist.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 15.11.2005