Disturbed „Asylum“ / VÖ 27.08.2010

 

 

 

Austauschbar, einstudiert, viel zu routiniert. Mein persönliches Live-Resümee von Disturbed während des Festivalsommers 2009 fiel ernüchternd aus. Gleichzeitig ging die Erwartungshaltung an „Asylum“ auf Tauchgang: Spulen Disturbed auch auf der neuen Platte einfach nur ihr Programm ab? Macht man wieder einen weiten Bogen und jedwede Veränderung und Entwicklung? Skepsis.

 

Denn irgendwie schicken sich Disturbed an, die AC/DC des modernen US-Metal zu werden. Kreativer Stillstand auf hohem Niveau möchte man sagen, oder warum etwas ändern, das so hervorragend funktioniert? Vor dem geistigen Auge sieht man Dave Draiman zustimmend nicken wenn man sich derartigen Gedanken nachhängend durch „Asylum“ hört. Nichts, aber auch wirklich gar nichts an diesem Album geht als aufregende Neuerung durch. Stattdessen regiert fast durchgehend Schema F, man kopiert sich ungeniert selbst: Die erste Single – diesmal „Asylum“, letztes mal „Inside the Fire“ – eröffnet direkt mal mit dem gleichen diabolischen Lachen des Frontmannes; schon eine beachtliche, zum Schmunzeln bringende Parallele. Abgesehen davon, dass jeder Song dieses Albums auch auf „10.000 Fists“ und „Indestructible“ garantiert nicht aufgefallen wäre. Auch gecovert wird nach einem Album Pause wieder, jedoch diesmal nur in Form eines Hidden-Track. Erwischt hat es erneut niveauvollen Mainstream-Rock, nämlich „I still haven’t found what I’m looking for“ von U2. Den Bono-Schmachtfetzen rocken Disturbed allerdings auf erstklassige Art und Weise runter, gefällt. Zumindest eine kleine Überraschung gelingt mit „The Infection“, das absolut typisch startet, dann allerdings mit einsetzendem Gesang aufhorchen lässt, da sich Draiman zu einer für seine Verhältnisse fast schon harmonischen Stimmlange hinreißen lässt, anstatt das gewohnte Reibeisenmaschinengewehr zu geben. Apropos geben: Disturbed gehen den Fans mit „Asylum“ zu 100% genau das, was diese ihrer Meinung nach haben wollen. Kraftvollen und modernen Metal mit angenehmem Härtegrat, düster-eindringlichen Texten und zackigen Riffs. Natürlich geht damit auch der eine oder andere Hit einher: „Warrior“, „Asylum“ (Video angucken, sick shit!), „Never Again“ (hier rechnet der gläubige Jude Draiman mit dem Holocaust ab) und „Innocent“ treten unbestritten Arsch. Ein bisschen schade ist nur, dass bei dieser Band der lyrische Tiefgang auf musikalische Stagnation gebettet wird. Jedoch hat man das auch schon bei anderen Künstlern moniert, die trotzdem die Jahrzehnte überdauert haben und so wird der Erfolg am Ende auch Disturbed Recht geben.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 29.08.2010