Distorted „Voices from Within“ / VÖ 23.05.2008

 

 

Die aus Israel stammenden Distorted haben mit ihrem zweiten Album “Voices from Within” etwas geschafft, das einige andere Bands entweder nicht im Stande sind zu leisten oder was der einen oder anderen Formation vielleicht sogar zu riskant wäre. Denn Distorted spielen ihren Gothic Metal mit Ecken und Kanten und einer nicht zu überhörenden Vorliebe für Death Metal.

 

Dabei verzichtet das versierte Quartett gänzlich auf jegliches Blendwerk, lässt Orchester und Chöre außen vor und erzeugt eine gewisse Epic wenn dann nur mit Hilfe von Gitarre und Stimme. Letztere gehört zu Frontfrau Miri Milman, deren Stimme ebenso weit vom mittlerweile gängigen Genreklischee entfernt ist wie das Klangbild ihrer Band. Höher, schneller, weiter bekommt man auf „Voices from Within“ nämlich nicht zu hören, dafür aber eine anderweitig beeindruckende Lead-Stimme, deren Ausdrucksstärke und Dynamik guten Gewissens schon jetzt zur Oberklasse gezählt werden darf. Angesichts dessen wäre das „schaut wie lang ich den Ton halten kann“-Spielchen im Titeltrack eigentlich überflüssig, denn auch so dürften nur völlige Flachschippen das Talent der 26-jährigen in Frage stellen. Was gemeinhin als Floskel durchgeht ist bei Distorted Fakt: Hier verleiht die Stimme den Songs den letzten Schliff und den entscheidenden Wiedererkennungswert. Angesichts der Tatsache, dass sich auf „Voices from Within“ neben den offensichtlichen Einflüssen aus Death und Doom Metal auch immer mal wieder sehr dezent eingewobene Elemente aus der orientalischen Kultur finden, wäre es nebenbei bemerkt auch völlig unangebracht etwa mit einer Sopranstimme zu arbeiten (die auch die ruhigen Momente kaum besser hinbekommen hätte). Das wissen auch Distorted, die ein abgebrühtes Händchen für druckvolle Songs und sinnvoll platzierte Höhepunkte haben. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, der darf gern das dramatische „Letting Go“ oder auch „One Last Breath“ als Probefahrt für die Gehörgänge zur Hand nehmen. Angesichts der grundsätzlichen Qualitäten dieser Exoten aus dem nahen Osten kann man es sich fast schon sparen auf die übrigens nicht im großen Stile als Werbemittel angekündigten Gastauftritte von Lisa Johansson (Draconian) oder aber Svencho (Aborted) hinzuweisen. Ich bin mir sicher, dass Distorted auch ohne Name-Dropping ihre Duftmarke mit „Voices from Within“ setzen werden. Unbedingt antesten!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 04.06.2008