Dismember „Dismember“ / 14.03.2008

 

 

Dismember kann man durchaus als die Motörheads des Death Metal bezeichnen. Seit 20 Jahren ziehen sie ihr Ding konsequent durch, veröffentlichen Album um Album und gönnen ihrem Sound wenn überhaupt nur minimale Kurskorrekturen. So dürfte es kaum jemanden überraschen, wenn ich nun verkünde: Auch auf dem achten Dismember-Album gibt es keine Gothic-Metal-Einflüsse, Elektro-Beats oder Metalcore-Trademarks zu hören, sondern den 100-prozentigen Stockholm-Sound oder einfach „True Swedish Death Metal“, wie es meine Promo in dicken Lettern verkündet.

 

Weniger eloquent zeigten sich die Schweden bei der Namensfindung ihres neuesten Rundlings, ist er doch schlicht „Dismember“ betitelt. Wie schon beim 1997er Album „Death Metal“ soll sich der Hörer nicht lange über das Etikett Gedanken machen, sondern den Inhalt genießen. Und in der Tat hält die CD einige Leckerbissen parat. Die personellen Turbulenzen (unter anderem verabschiedete sich letztes Jahr Gründungsdrummer Fred Estby) haben sich nicht negativ ausgewirkt. Im Gegenteil. Sound und Songwriting machen einen sehr frischen Eindruck. Die neue Rhythmussektion Tobias Christiansson (Bass) und Thomas Daun (Drums) lässt sich jedenfalls nichts zu Schulden kommen. Auch Matti Kärki brüllt sich viehischer denn je durch die kappe Dreiviertelstunde Todesblei. Das Herzstück ist aber mal wieder die zündende und teilweise sehr melodiöse Gitarrenarbeit. Ob im Groove-Monster  „Europa burns“, das sich mit jedem Mal hören tiefer in die Hirnwindungen frisst, oder im sehr abwechslungsreichen „Under a bloodred Sky“, das loslegt wie die Feuerwehr und in einem zweistimmigen, melodischen Solopart ála Iron Maiden endet, David Blomqvist und Martin Persson beweisen auf „Dismember“ vielfach ihr musikalisches Talent. Weitere bemerkenswerte Songs stellen das brutale „Legion“, welches einen griffigen Mitgröhlrefrain aufweist, das sehr schleppende, fast schon Celtic-Frost-artige „No Honor in Death“ oder das mit einem sehr eingängigen Lead-Intro versehene „Tide of Blood“ dar. Generell gibt es eigentlich keine wirklich schwachen Songs auf „Dismember“. Jeder der 11 Tracks hat seine kleinen Details und Wiedererkennungseffekte, die die Scheibe auch nach dem X-ten Durchlauf noch nicht langweilig erscheinen lassen. Von daher kann ich hier bedenkenlos eine Kaufempfehlung aussprechen. Death Metal Fans werden sich das Teil eh holen, aber auch Thrasher und grunztolerante Normal-Metaller sollten mal rein hören.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 04.03.2008