Dir
En Grey „Vulgar“ / VÖ 21.02.2006
Eigenständig wie eh und je zeigen sich Dir En Grey auf ihrem aktuellen Album „Vulgar“. Die Bürde diese Band einer einzelnen Schublade zuzuordnen möchte ich mir nicht auferlegen, da die Bandbreite des Quintetts jegliche Genrerahmen sprengt. Somit sollte man Dir En Grey maximal unter dem Banner der Subkultur Visual Kei ablegen, auch wenn die Band dies mittlerweile nicht mehr so recht hören möchte, was zuletzt im einen oder anderen Interview immer wieder durchschimmerte.
Trotz
der ungemeinen Bandbreite an Einflüssen kann man bei genauerem Hinhören doch
feststellen an welchen Stellen die Japanischen Superstars Änderungen im
Vergleich zum Vorgänger „Withering to Death“ vorgenommen haben. Ingesamt
ist „Vulgar“ etwas melancholischer und nicht ganz so temporeich ausgefallen,
was den Songs jedoch keineswegs schadet. Auch zeigen sich die Japaner bezüglich
Songwriting nicht ganz so abgedreht wie etwa bei Stücken wie „Garbage“ oder
„Beautyfull Dirt“ vom Vorgänger, die mit ihrem irrwitzigen Wechselgesang
fast schon an System of a Down erinnern. Auch der aktuelle Longplayer klingt wie
aus einem Guss und hat mit Songs wie dem verträumten „Sajou No Uta“ oder
dem punkigen 1:48 kurzen „To the Core“ ein breites Spektrum an Ohrwürmern
zu bieten. Ohrwürmer, die wohlgemerkt auch trotz der Sprachbarriere blenden
funktionieren können, wenn der Hörer ein offenes Ohr für fremdes und neues
hat.
Um
den europäischen Konsumenten nicht ganz vor den Kopf zu stoßen liegt dem Album
erneut ein kleines, 2. Booklet in englischer Sprache bei.
Und auch wer sich nicht der Visual Kei-Kultur angeschlossen hat sollte
zumindest mal die musikalische Seite dieser asiatischen Jugendbewegung einem
Test unterziehen. Geläufige europäische oder amerikanische Klänge sollte man
allerdings ebenso wenig erwarten, wie einen gitarrenlastigen Abklatsch von
Muttis Yoga-Musik.