Dir en Grey – Withering To Death / 11.11.2006

Die fünfköpfige Formation Dir en Grey sorgt nicht nur in ihrem Heimatland Japan für wahre Begeisterungsstürme und zeigt einmal mehr das Phänomen Visual Kei auf: Ihr Konzert in der Berliner Columbiahalle (3800 Tickets) war innerhalb von 72 Stunden ausverkauft - und das mit nur einer Ankündigung im Internet (!), ganz ohne Werbung, Plakat- und Promoaktionen. Für ähnlichen Wirbel sorgten Dir en grey auch in Frankreich und Belgien. Zeit also, dass der Musikmarkt auf das Phänomen Dir en Grey respektive Visual Kei reagiert: In Deutschland ist ihre neue CD "Withering to Death" nun offiziell über das neu gegründete Label Gan-Shin-Records (über Universal Music) erhältlich.

Soviel zu den Fakten. Die Musik von Dir en Grey zu beschreiben, ist weitaus schwieriger. Dir en Grey zu attestieren, sie haben ihren eigenen Stil, ist in diesem Fall wahrlich keine Floskel. Dir en Grey gründeten sich 1997, um Schmerz, Wut und Trauer, Egoismus und Oberflächlichkeit musikalisch auszudrücken. Neben den wenigen langsamen Songs auf "Withering to Death" wie "Higeki Ha Mabuta Wo Oroshita Yasashiki Utsu" zeichnen sich die Songs von Dir en Grey demnach vor allem durch eine unbarmherzige Wut aus, die allerdings immer wieder durch harmonische und melodische Passagen kontrastiert wird. Und das auf eine musikalische Art und Weise, die wirklich die Stempel "einzigartig", "nie gehört", "eigenständig" verdient. Gnadenlos schreit sich Sänger Kyo seine Wut zu dröhnenden Gitarren und einem hämmernden Schlagzeug aus der Seele, um dann im nächsten Moment in harmonische Gefilde zu gleiten – ein eingängiger, melodischer, stellenweise auch hitverdächtiger, Refrain, der allen Songs gemein ist. Einzelne Songs aus diesem Gerüst als Highlight oder Anspieltipps herauszupicken, fällt schwer: "Withering to Death" überzeugt als harmonisches Ganzes ohne dabei aber wiederholend und langweilig zu sein – im Gegenteil: ehe man sich versieht, sind die letzten Takte von "Withering to Death" verklungen und man beginnt von vorne. Dem gänzlich unbedarften Dir en Grey-Hörer sei zum Einstieg "Saku" ans Herz gelegt: ein Song, der es in Japan in die Top Ten schaffte und den abrupte Wechsel von schnellen und langsamen Passagen, von brachial treibenden zu melodischen, nahezu poppigen Harmonien kennzeichnet.

Die CD ist erhältlich inklusive eines Videoclips zu "Saku" und zwei Booklets: einem 18-Seitigen-Booklet auf japanisch und einem auf deutsch/englisch bzw. romaji (Transkription der japanischen Zeichen in lateinische Buchstaben).

Christine Schams - www.sounds2move.de / 12.01.2006