Dimmu Borgir „In Sorte Diaboli / VÖ 27.04.2007

 

 

Das 2003er-Album „Death Cult Armageddon“ markierte für mich die Evolutionsspitze eines Entwicklungsstranges im Bereich Black Metal. War dieses Album doch für mich ein absolutes Meisterwerk, welches recht extremen Metal mit der Eleganz und Klanggewalt eines Orchesters perfekt kombiniert hat. Nachdem Dimmu Borgir im Jahre 2005 ihr „Stormblast“-Album neu aufgenommen hatten, haben sie nun ihr neues Meisterwerk fertig gestellt. Dieses Meisterwerk trägt den Namen „In Sorte Diaboli“ und ist das erste Konzeptalbum der Norweger.

 

Was hat sich musikalisch seit „Death Cult Armageddon“ im Hause Dimmu Borgir getan (von „Stormblast 2005“ einmal abgesehen)? Der Opener „The Serpentine Offering“ täuscht. Es könnte nämlich der Eindruck entstehen, dass Dimmu Borgir ihre symphonisch orchestralen Einflüsse mindestens konstant gehalten haben. Dies ist aber definitiv nicht der Fall. „The Serpentine Offering“ vereint fast alle stilistischen Merkmale, die man von Dimmu Borgir kennt: Atmosphärische Parts, die exzellente Gitarrenarbeit von Silenoz und Galder, harsche Double-Bass Attacken, Shagraths Gekeife sowie ICS Vortex Engelstimmchen. Man kann diesen Song durchaus als ausgereifte und perfektionierte Version von „Progenies Of The Great Apocalypse“ interpretieren. Passend dazu gibt es nämlich auch gleich ein Video. Ein saustarkes Lied, ohne jeden Zweifel. Wie schon angekündigt, haben Dimmu Borgir ihre orchestralen Einflüsse nicht konstant gehalten. Sie wurden insgesamt deutlich hörbar reduziert – wobei die vorhandenen symphonisch melodischen Parts nicht einmal von einem Orchester stammen. Mustis und Produzent Fredrik Nordström ist es gelungen, einen derart authentisch lebendigen Klang zu zaubern, dass die Unterschiede zu einem realen Orchester nicht mehr hörbar sind. So verzichtet „The Chosen Legacy“ größtenteils auf ausufernde Melodien. Hellhammer darf in einer Passage zeigen, was für eine Mords-Doublebass er spielen kann. Nach Aussage von Silenoz ist dieser Part die schnellste Doublebasspassage, die es jemals bei Dimmu Borgir gegeben hat. Silenoz und Galder schütteln ein geniales Riff nach dem anderen aus dem Ärmel, Shagrath krächzt dazu „In Sorte Diaboli“. Dieses Lied erscheint anfangs recht strukturlos bis willkürlich aufgebaut zu sein, aber nach und nach steigert sich der Song immer mehr bis hin zu einem unberechenbaren Giganten. Ganz im Gegensatz dazu hat „The Sinister Awakening“ eine klare und durchdachte Struktur. Episch, majestätisch und recht hart kommt er einher. Während der Spielzeit dieses Liedes verbraten Dimmu Borgir mehr Ideen, als manche Bands während ihrer gesamten Laufbahn. Die Gitarrenleads finde ich schlichtweg genial ausgearbeitet. Hellhammers Getrommel sorgt durchgehend für den passenden Rhythmus. Gegen Ende hin spielt sich dieser Song immer mehr hoch, bis treibende „Antichristus“-Chöre und ein sich anschließendes melodisches Spiel den Song würdevoll beenden. Diesem Highlight schließt sich direkt „The Fundamental Alienation“ an. Orchestrale Melodien kündigen das Inferno an. Blastbeatunterlegte Chöre erzeugen eine dunkle, bösartige Atmosphäre, das Lied durchläuft insgesamt viele Wandlungen. Laut Silenoz ist „The Fundamental Alienation“ eine Hommage an Slayer. Und zwar eine gelungene, denn dieses Lied hält das Niveau locker.

 

Sämtliche andere Lieder bewegen sich auf ähnlichem Niveau. Ausfälle gibt es definitiv keine, auf mich wirkt dieses Meisterwerk schlichtweg beeindruckend. Insgesamt ertönt „In Sorte Diaboli“ härter als „Death Cult Armageddon“. Die Blastingparts haben sich erhöht, das Riffing ist schwärzer. Die Symphonieanteile wurden reduziert sind aber noch vorhanden. Alle musikalischen Bestandteile der Musik präsentieren sich weiter entwickelt. Somit haben Dimmu Borgir der Versuchung der Wiederholung erfolgreich widerstanden und präsentieren mit „In Sorte Diaboli“ nicht mehr und nicht weniger als ein Meisterwerk. Mein bisheriger und bis dato unerreichter Höhepunkt des Jahres!

 

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 03.05.2007