Die Vorboten „Aufschrei“ / V.Ö. 20.05.2011


 

 

Die Vorboten – klingt zunächst einmal wie eine christlich bekehrende Truppe oder Anhänger der Zeugen Jehovas. Haha, dass ich nicht lache. Mit christlich bekehrend hat dieser „Aufschrei“ wirklich überhaupt nichts zu tun. Klagende Worte, da stimme ich zu. Beschweren über die gegenwärtige Situation, da vielleicht auch noch. Aber bekehren? Nein, das ist absolut nicht deren Absicht.

Die fünf Mitzwanziger von der Ostseeküste praktizieren ihre ganz eigene Interpretation von Kraut Metal. Moment mal, Kraut Metal? Richtig! Was um Himmels Willen ist das denn? Ja, ähnlich ging es mir auch als ich mir den Pressetext durchgelesen habe. Die Herren rund um Frontmann Karsten Palitschka definieren es wie folgt: „Kraut steht einfach nur für Deutsch, da uns das UK und die USA immer noch als die „Krauts“ bezeichnen“. Ah ja, doch so einfach, aber gut. Kommen wir einfach mal zum Album. Deutscher Gesang trifft auf harte Melodien. Klagende Worte treffen auf vollstes Verständnis. Mit einfach strukturierten Texten ohne übermäßigem Gebrauch von Fremdwörtern sprechen die Vorboten möglicherweise genau das aus, was viele unter uns denken. „Vaterland“ kritisiert gekonnt die aktuelle Situation in Bezug auf den modernen Militarismus. „Volk“ oder „Schreit“ könnte man getrost als nächsten Schlachtruf für die Demos von beispielsweise Stuttgart 21 verwenden. Brandaktuell und gnadenlos ehrlich – das sind die Vorboten. Dem einen mag genau das gefallen, der andere wird mit einer in Falten gesetzten Stirn daneben sitzen und behaupten, dass es so etwas einfach schon viel zu oft gegeben hat.

Die Vorboten – ein metallischer „Aufschrei“ wie es der Pressetext verkündet? Nun ja, nicht ganz. Ich zitiere an dieser Stelle einfach mal eine Passage aus „Schmiede“: „Doch wer das Feuer nicht riskiert, wird auch nicht seines Glückes Schmied“. Sicherlich haben die Fünf mit der Wahl der deutschen Sprache als Ausdruck so einiges riskiert, gar keine Frage. Schließlich funktioniert das Übermitteln wichtiger Botschaften gerade in der Muttersprache einfach am Besten. Unstrittig eine gelungene Produktion, aber dennoch eben nichts wirklich Revolutionäres. Wollen wir hoffen, dass das Feuer nicht bald erlischt.

 

Vanessa Voglwww.sounds2move.de