Die Kammer „The Seeming and the Real“ / VÖ 15.10.2012

 

 

 

Alte Weggefährten, neues Projekt. Matthias Ambré und Marcus Testory kennen sich schon etwas länger. Nicht nur kommen beide aus dem schönen Frankfurt am Main, auch musikalisch haben sie eine gemeinsame Vergangenheit. So zählen nicht nur beide schon lange Jahre zur Oberklasse der deutschen Gothic-Szene, auch ihre Ex-Bands verband lange eine Freundschaft, die seinerzeit in der gemeinsamen Akustiktour „Once in a Lifetime“ gipfelte. Gewissermaßen setzt Die Kammer nun genau dort an.

 

Das Duo hat sich nämlich den eher ruhigen, weitestgehend akustischen Tönen verschrieben. Mit dem Unterschied, dass beide ihre Verbindung zum „Mutterschiff“ ASP und dem etwas undergroundigeren L’Orchestre de Chamber Noir mittlerweile gekappt haben. Matthias Ambré, lange Zeit Co-Komponist und Gitarrist der Gothic Novel Rocker ASP, ist bereits vor einiger Zeit von Bord gegangen, und auch Testory – so  hörte man es damals munkeln – hat sich im Unguten aus dem erweiterten Freundeskreis verabschiedet. Die Bande zwischen den beiden blieb und bleibt davon offenkundig unberührt, sodass das neue Projekt jetzt fast schon die logische Konsequenz ist. Ein weiterer Verbindungspunkt zur „Once in a Lifetime“-Tour und dem damit verbundenen Akustikalbum „Humanity“ ist, dass auch „The Seeming and the Real“ nicht sofort und vollumfänglich überzeugen mag. Gerne hört man dem Tandem und seinen Studiogästen interessiert zu und lauscht aufmerksam dem, was einem mit Gitarre, Cello, Tuba, Violine und Schlagzeug vorgetragen wird. Bloß ist man nicht sofort Feuer und Flamme, weder in Sachen Intensität noch in Sachen Gefühl. Dafür fehlt es zum einen einfach an Hooks und zum anderen irgendwie auch an einer speziellen Magie, die „The Seeming and the Real“ derzeit noch ein bisschen abgeht. Was nicht bedeuten soll, dass Die Kammer ihr Potential nicht auch mal durchschimmern lässt. Wenn zum Beispiel „Final Days (of Mankind)“ schwungvoll-verspielt dahin galoppiert, bekommt man schnell gute Laune und wippt gerne mit Kopf und Fuß im Takt. Auch das dunkle Timbre von Marcus Testory hat ohne Zweifel Charme, ebenso wie das zuweilen filigrane Spiel Ambrés. Lediglich scheint es bei diesem ersten gemeinsamen Gehversuch noch nicht durchgehend gelungen zu sein, dies auch zu jeder Zeit in die richtigen Bahnen zu lenken. Vermutlich ärgere ich mich in ein paar Wochen, dass ich dem Album an dieser Stelle nicht mehr Begeisterung habe zu Teil werden lassen. Momentan fehlt mir aber einfach der letzte Kick, um richtig ins Schwärmen zu kommen. Was nicht heißt, dass das hier andere Ohren nicht noch mehr in Verzückung zu setzen im Stande ist. Die Männer wissen nämlich was sie tun und was sie können und setzen diese zwölf Songs hörbar ehrlich und authentisch in Szene. Wenn beim nächsten mal noch mehr Spannung und noch mehr Zug drin ist, stimme ich dann auch in den Jubelkanon mit ein – versprochen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de