Die Happy „VI“ / VÖ 18.04.2008

 

 

Ich will ehrlich sein: Für mich ging es mit den Rockern Die Happy mit den letzten beiden Alben klammheimlich stückchenweise bergab. „Bitter to Better“ wurde aalglatt überproduziert und ominöse Songschreiber von außerhalb pfuschten der Band merklich ins Handwerk. Der Nachfolger „No Guts No Glory“ hatte hingegen zwar einen gänzlich anderen und eigentlich lobenswerten Ansatz – man warf kurz vor der Studiozeit eine komplett komponierte Scheibe in die Tonne und jammte stattdessen quasi über Nacht im Studio neue Songs zusammen - konnte aber auch nicht über die volle Distanz überzeugen. Der fünfte Longplayer der Truppe kam nämlich zwar durchaus spontan und rau, leider aber auch bisweilen unfertig ums Eck.

 

Glücklicherweise haben Die Happy mit „XI“ ihre Talfahrt nicht nur gestoppt, sondern scheinbar auch wieder frischen Wind in die Segel bekommen. Endlich konzentriert sich das Quartett wieder auf ihr Kerngeschäft, und das ohne große Experimente. Vielmehr scheint man erkannt zu haben, was Alben wie „The Weight of the Circumstances“ oder aber „Beautiful Morning“ so stark machte. Und das ist nicht nur ein Gespür für ohrenschmeichelnde Melodien oder das Schreiben potentieller Singles. Denn „XI“ präsentiert Marta Jandova und ihre Jungs von deren Schokoladenseiten: Das sechste Album der Truppe ist durchgehend massenkompatibel, dies aber auf eine wunderbar unverkrampfte und natürliche Art und Weise. Aus diesem Selbstverständnis heraus sind Stücke entstanden wie das recht ruppige und gitarrenlastige „Easy come Easy Go“, die punkige Gute-Laune-Nummer „Peaches“, der verträumte Rocker „Around the World“ oder aber die Die Happy-typische Ballade „You’ll never know“. Dabei hat man bei keinem der dreizehn Stücke das Gefühl, abgestandene oder aufgewärmte Kost vorgesetzt zu bekommen, sondern eher ein zwar bekanntes, aber immer wieder schmackhaftes Stück Musik – sozusagen die Spaghetti Bolognese unter den deutschen Radio-Rockern. Dieses Album darf man sich endlich wieder guten Gewissens über die volle Distanz schmecken lassen. Kompliment an den Koch!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 20.04.2008