Diablo Swing Orchestra „Pandora’s Piñata“ / VÖ 14.05.2012
Geisteskrank
und Spaß dabei: Das Diablo Swing Orchestra ist zurück mit einem
weiteren irrwitzigen, durchgeknallten und doch auf seine Art überaus
unterhaltsamen Album. Die Verrückten haben wieder zugeschlagen und das
schon zum dritten mal.
Ich
kann nicht für alle Kollegen sprechen, aber irgendwie haben Diablo
Swing Orchestra in meinen Augen absolut das Zeug zu Kritikerlieblingen.
Sie sind kreativ, unkonventionell und einfach erfrischend, eben eine
willkommene Abwechslung im Alltag derjenigen, die sich wöchentlich
durch Berge von Neuveröffentlichungen wühlen, um die kleinen und großen
Goldstücke aus dem reißenden Fluss der Klonkrieger und Mitläufer zu
schürfen. Was nicht heißen soll, dass „Pandora’s Piñata“ der neue heiße
Scheiß oder ein akustischer Messias ist. Gleichzeitig sind Band und
Album sicher auch nicht der Untergang des Abendlandes, ausgenommen man
ist erzkonservativer Hardliner. Allen anderen wird ein Album geboten,
das auf unverschämte Art und Weise Jazz, Swing, Folklore und Metal in
einen Topf wirft und daraus ein skurriles wie beschwingtes Süppchen
kocht. Passend zum Albumtitel grüßen die Schweden auch mal mit
mexikanischen Klängen („Guerilla Laments“), verpassen einem
Cello-Intermezzo den wahnwitzigen Namen „How to organize a Lynch Mob“
und überrumpeln uns plötzlich sogar mit waschechten Blastbeats („Of
Kali Ma Calibre“), ehe man bei „Justice for Saint Mary“ endgültig an
den Instrumenten Amok läuft. Passend erscheint der Albumtitel auch
dahingehend, dass man selbst wenn man die Band schon kennt nie so
richtig weiß, was als nächstes passiert oder womit der bunte Haufen
noch alles ums Eck kommt. Genau das könnte dank Exotenbonus bei offenen
Hörern und Liebhabern durchaus ein gewisses Maß an Erfolg versprechen,
und das obwohl „Pandora’s Piñata“ nicht im geringsten zeitgemäß,
keinesfalls kalkuliert und genau genommen die meiste Zeit lang nicht
einmal Metal ist. Wer Ihsahns Saxofon überlebt hat, kommt auch mit den
Trompeten des Diablo Swing Orchestra klar und wackelt vielleicht sogar
gerne zu dieser Scheibe mit dem Hintern. Kleines Aber: Mit über 50
Minuten ist der Spaß insgesamt etwas zu lang geraten, was hinten raus
ein bisschen zu Lasten der Faszination geht. Markus Rutten
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