Devil’s Train „Devil’s Train“ / VÖ 17.02.2012

 

 

 

Auf das Gaspedal tritt Lia Liapakis von Mystic Prophecy ja auch bei seiner Hauptband gern, die bekanntlich dem qualitativ hochwertigen Power Metal frönt. Weil dem Griechen der Sinn aber auch nach deftigem Rock steht, hat er jetzt Devil’s Train an den Start gebracht. Das schlicht „Devil’s Train“ getaufte Debüt kennt dabei (fast) nur eine Marschrichtung: Vollgas!

So wird der Regler vor dem geistigen Auge gleich zu Beginn auf 11 gedreht, kein großes Geplänkel, sondern direkt ab geht die Luzie. Schon „Fire and Water“ hat ordentlich Eier in der Hose, womit die Marschroute für die nächsten insgesamt 40 Minuten schnell klar wäre. Soundtechnisch setzt man dabei neben Liapakis’ kräftigem Organ vor allem auf eine fette Gitarrenwand. Die ist sogar so fett, dass das Schlagzeug von Jörg Michael (Ex-Stratovarius) beinahe ein bisschen übersehen oder viel mehr überhört wird – Riff ist Trumpf sozusagen. Macht aber nix, denn was an der Sechssaitigen geboten wird, kann sich hören lassen und hat ordentlich Feuer im Arsch. Klar: Das Genre neue erfunden wird hier nicht, aber „Devil’s Train“ macht Spaß und darauf kommt es letztlich an. Auf den ersten Eindruck macht sich zwar ab der Mitte des Albums der „Airbourne-Effekt“ bemerkbar, aber angesichts des Erfolges der Jungs aus Down Under wird Devil’s Train deshalb kaum der Angstscheiß auf der Stirn stehen. Warum auch, immerhin wissen die Protagonisten wie der Heavy-Rock-Hase läuft, und wer sich in der Vergangenheit als Fan von The New Black oder Black Label Society geoutet hat, kann sich auch dieses Teil bedenkenlos ins Regal stellen. Neben sackweise zackigen, breitbeinigen Riffs, schimmert hier und da auch das eine oder andere Blues und Southern Rock-Versatzstück durch. So kommt beim hymnischen „Forever“ ein leichtes Europe-Feeling auf, während das mit einem harmonischen Ohrwurmrefrain versehene „Coming Home“ an Alter Bridge-Großtaten denken lässt (die bekanntlich sogar eine Nummer mit gleichem Namen im Repertoire haben). Zum Abschied kredenzen Devil’s Train noch „The Answer“, eine Halbballade amerikanischer Prägung, die zwar mit schönem Akustikteil startet und im weiteren Verlauf mit gefühlvollen Licks überzeugt, diesen aber auch das eine oder andere härtere Riff an die Seite stellt. Keine Chance für Weichspüler also, bevor es als Nachschlag eine Coverversion des Lenny Kravitz Hits „American Woman“ gibt. Der ist einerseits gut gemacht, wäre andererseits aber nicht nötig gewesen, weil „Devil’s Train“ auch so kurzweiligen Rockspaß bietet, der nach abgerockten Clubs, Bier und Whiskey-Cola schmeckt.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de