Devil Sold His Soul „Empire of Light“ / VÖ 21.09.2012

 

 

Will man Devil Sold His Soul beschreiben oder generell ihre Musik einordnen, fällt am häufigsten der Begriff Post-Hardcore. Damit kommt man dem Sound schon einigermaßen auf die Schliche, wird ihm aber doch nicht vollumfänglich gerecht. Vor allem der Hardcore manifestiert sich nur (noch) in Facetten, etwa den vereinzelten Gangshouts (die eher wie Chöre verwendet werden) und den heiseren Screams von Frontmann Ed Gibbs, der übrigens jegliche Gesangsarbeit allein geschultert hat.

 

Womit wir beim „Post“ wären. Diese Vorsilbe kommt vor allem dann gern ins Spiel, wenn die Wucht des Hardcore mit Alternative-Einschüben oder all zu viel Bombast, Pop oder Prog kombiniert wird. Dieser Stempel wurde über die Jahre verschiedensten Bands aufgedrückt, etwa den mächtigen Boysetsfire. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer: Mit deren Sound haben Devil Sold His Soul so ziemlich genau überhaupt nichts gemeinsam – außer eben dem Etikett. Will man diesen Briten also wirklich gerecht werden, müssen weitere Schlagworte ergänzt werden. Das „Progressive“ kommt bei Songs, die auch mal über 7 oder gar fast 10 Minuten lang sind, von allein, aber auch von „Ambiente“ darf gesprochen werden. Devil Sold His Soul haben nämlich eine schier nicht zu befriedigende Passion für opulente Keyboardteppiche, je weiter ein Song klingt, desto zufriedener scheinen seine Erzeuger. Allein damit gibt sich das Sextett aber nicht zufrieden und würzt „Empire of Light“ deshalb auch noch großzügig mit Schrammelgitarren. Wenn alles passt, entsteht daraus ein Hinhörer wie „Crusader“, dessen Wechselspiel in Form von Laut-Leise-Dynamiken in Kombination Screams und Klargesang zwar relativ gebräuchlichen Mustern entspricht, durch die erwähnten Klangteppiche aber trotzdem einen individuellen Anstrich erhält. Zu guter Letzt wollen wir auch noch „Emo“ in den Stilbeschreibungskochtopf werfen, was zwar leider vielerorts längst als astreines Schimpfwort durchgeht, den künstlerischen Ansatz von Devil Sold His Soul aber trotzdem wie den Nagel auf den Kopf trifft. Getreu dem Wortursprung gehen die Londoner nämlich sehr emotional und auf emotionale Reaktionen bedacht zu Werke, was sich nicht nur mit sehr ruhigen Klangkaskaden wie „Salvation lies within“ verdeutlichen lässt, sondern mit so ziemlich genau allen Songs auf „Empire of Light“ (Musterbeispiel: „The Verge“). Durch genau diesen auf dem Papier erst einmal etwas wüst anmutenden Cocktail setzten Devil Sold His Sold auch auf ihrem dritten Album wieder die Höhepunkte, um sich schnell beim stiloffenen Hörer einzuschmeicheln. Auf längere Sicht sehe ich allerdings die Gefahr, dass die Band ihre eigene Zielgruppe irgendwann ein Stück weit übersättigen könnte. Natürlich steckt diese Platte voller Stimmungen, Ausbrüche und – frei nach dem Titel – lichten Momenten, aber wenn man die Highlights immer wieder auf die gleiche oder zumindest ähnliche Art und Weise setzt, geht der Aha-Effekt irgendwann verloren. Vorerst sind das aber ungelegte Eier, denn bisher geht der Plan noch auf, auch weil es sich lohnt beim „Post-Progressive-Ambiente-Emo-Hardcore-Rock-Metal“ der Jungs etwas genauer hin zu hören.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de