Derek Sherinian “Molecular Heinosity“ / VÖ 20.03.2009

 

 

Wir halten das neue Solo-Langeisen des ehemaligen Dream Theater-Keyboarders Derek Sherinian in den Händen. Wobei: So solo war Derek auch dieses Mal nicht, standen ihm mit Zakk Wylde (ein Ozzy-Zögling), Tony Franklin (ehem. Blue Murder), Brian Tichy, Virgil Donati (Planet X) und Rusty Cooley doch einige fähige Musikanten zur Seite. Gebracht hat die Unterstützung nicht viel, denn „Molecular Heinosity“ ist ein unnötiges Album mit verschwindend wenigen Höhepunkten.

 

Der Opener „Antarctica“ wartet auf mit extrem progressiven E-Gitarren und einem fast omnipräsenten Keyboard, gleiches gilt für die zwei folgenden Songs. Erst in „Wings Of Insanity“ gibt es für den Hörer eine willkommene Auflockerung, denn weniger progressive, schon fast klassisch anmutende Riffs und rasende Doublebass-Parts sorgen hier für „bangbare“ Momente. Die abgefahren verzerrten Klampfen sorgen dabei für die nötige Portion Progressivität. An „The Lone Spaniard“ ist das Intro noch fast das Schönste: Die melancholisch klagende E-Gitarre verschmilzt hier mit zarten Piano-Klängen. „So Far Gone“ schließlich sorgt noch einmal für ein paar der erschreckend rar gesäten Überraschungsmomente. Mechanischer Gesang trifft auf ein paar mächtige, dichte Gitarren-Riffs, krachende Up-Tempo-Parts und einen von der Geige getragenen Abschluss. Mein Anspieltipp.

 

Ein paar fette Gitarrensoli und der vereinzelte passende Einsatz der Hammondorgel lassen das neue Werk Derek Sherinians nicht komplett in die Bodenlosigkeit abtauchen. Leider sind die Gitarrensoli zu oft an den Liedanfängen platziert, so dass die Songstruktur schnell durchschaubar wird. Der Silberling krankt zudem an mangelnder Abwechslung und einem stellenweise richtig aufdringlichen, klebrigen Keyboard. Und eines tut dieses Album ganz sicher nicht: Im Gedächtnis haften bleiben.  

 

Richard Hänzi – www.sounds2move.de / 21.03.2009

 

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Mit Derek Sherinian an den Keyboards erlebte die Prog-Metal-Größe Dream Theater ihre am stärksten durch den Hang zu kurzen, massenkompatiblen Songs geprägte Zeit, was sich schließlich im Album "Falling Into Infinity" niederschlug. Ein Werk, das vielen Fans (und einem Teil der Bandmitglieder) bis heute Magenschmerzen bereitet. Mir wiederum ist das Ganze sehr schleierhaft, fand ich doch schon immer, dass dieses Album zahlreiche hervorragende Songs enthielt und Sherinian auf selbigem einen einwandfreien Job hinlegte, so dass ich FII eher einen Klassikerstatus zusprechen würde, als den letzten beiden, guten aber nicht überragenden Werken der New Yorker.

 

Dass die musikalischen Zugeständnisse in Richtung größerer Stromlinienförmigkeit auf diesem Album jedenfalls nicht auf der Beteiligung Sherinians fußen, zeigt jedenfalls schon die Tatsache, dass er nach seinem Ausstieg vor Allem Instrumentalmusik produziert, die sicher auch nicht Airplay-tauglich ist. Im Vergleich letzten Album von Sherinians und Virgil Donatis Instrumentalkapelle Planet X ist die Musik, die Derek auf seinem neuen Solo-Album zelebriert in Punkto Komplexität nicht ganz so auf die Spitze getrieben, was dem Hörerlebnis sehr gut tut. Denn natürlich zeichnen sich die Kompositionen von "Molecular Heinosity" auch nicht eben durch einen Mangel an Gefrickel und Rhythmuswechseln aus. Zwischendurch wird aber immer auch mal einfach nach vorne gerockt, wie etwa auf "Wings Of Insanity", oder "So Far Gone" (der einzige Track mit Gesang, beigesteuert von Zakk Wylde), die mit thrashigem Gitarrenriffing erfreuen. Überhaupt sind Sherinians Songs vor dem Hintergrund, dass sie der Feder eines Keyboarders entspringen, erstaunlich gitarrenlastig und Metal-orientiert. Er zieht also keine Solo-Show ab, sondern räumt seinen Gastmusikern von der Saiten-Fraktion durchaus die Möglichkeit ein, sich zu entfalten. Damit ist "Molecular Heinosity" immer noch nicht unbedingt ein Album für die breite Masse, aber für Prog-Metaller, die Instrumentalmusik etwas abgewinnen können, und natürlich für Dream Theater-Fans ein sehr lohnenswerter Griff.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de / 28.03.2009