Delain "Lunar Prelude" / VÖ 19.02.2016

 

 

 

Scheinbar sind Delain auf den Geschmack gekommen und haben Gefallen an der Idee gefunden, die Wartezeit zwischen zwei Alben mit einer umfassenden EP zu verkürzen. So wie "Interlude" 2013 "The Human Contradiction" vorausging, so soll es ihm "Lunar Prelude" nun gleich tun und die Wartezeit zum nächsten abendfüllenden Scheibchen verkürzen. Die Rezeptur (neue Songs, Live-Versionen, alternative Versionen) ist die gleiche, ebenso die zu erwartende Ausrichtung der Musik. Und natürlich auch die Qualität des frischen Materials.

 

Diesbezüglich lassen sich die NiederländerInnen wieder mal nicht lumpen und präsentieren zwei neue Songs, die Lichtjahre davon entfernt sind, irgendwelche halbgaren Alibistücke zu sein. Im Gegenteil sind "Suckerpunch" und "Turn the Lights out" echte Perlen, die auch einem Longplayer bestens zu Gesicht gestanden hätten. Für mich sind beide z.B. besser als "My Masquerade", das immerhin ein regulärer Albumtrack wurde, mit dem ich allerdings nie so recht warm werden konnte. Da hat man an besagtem "Suckerpunch" mehr Freude, das nicht nur mit seiner dramatischen Orchestrierung punktet, sondern auch mit seiner leicht düsteren Stimmung und der richtigen Portion Härte. Herausragend wie immer präsentiert sich Charlotte Wessels, die auch bei "Turn the Lights out" einen famosen Job abliefert, dort aber noch mehr Emotionen in ihren Gesang legt. Bei den vier enthaltenen Live-Versionen ("Lullaby", "Stardust", "Here come the Vultures", "Army of Dolls") zeigt die Sängerin zudem ihre Fähigkeit, die Songs live zu variieren und den ihr gegebenen Spielraum zu nutzen. Für Soundtrack- und Orchesterfreunde gibt es den Opener "Suckerpunch" noch mal in der "Orchestra Version", sprich ohne jegliche Beteiligung von Gitarre, Bass und Schlagzeug, woran wohl vor allem Keyboarder Martijn Westholt seinen Spaß hatte. Mit "Don't let go" komplettiert die überarbeitete Version eines "The human Contradiction"-Bonustracks diese EP, die allerdings nicht die Einschätzung revidieren kann, dass dieser Song zwar nicht schlecht ist, die Einstufung als Non-Album-Track aber absolut berechtigt ist. Verzichten müssen die Fans im Gegensatz zu "Interlude" auf Coverversionen, außerdem erscheint "Lunar Prelude" nur als reine EP und nicht auch als limitiertes Package mit DVD. Geboten bekommt man trotzdem genug, wer allerdings kein Sammler ist oder nur die neuen Stücke haben will, kann diese natürlich auch einzeln in den gängigen Downloadportalen erwerben.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de